Detailseite
Projekt Druckansicht

Der Projektemacher als Pionier globalen Handels. Der Augsburger Kaufmann Konrad Rott und sein gescheitertes Pfefferhandelsmonopol 1579/80.

Antragsteller Dr. Markus Berger
Fachliche Zuordnung Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Förderung Förderung von 2020 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 442435318
 
Dieses Forschungsvorhaben möchte die Rolle und Wirkungsweise frühneuzeitlicher Projektemacher im Fernhandel anhand eines Fallbeispiels analysieren. Projektemacher waren eine Art von Unternehmer, die insbesondere an Höfen versuchten, für ihre ausgearbeiteten Projektideen finanzielle und legale Unterstützung zu erlangen. Dies taten sie oft mithilfe unrealistischer Versprechungen über die Höhe der zu erwartenden Gewinne bzw. die Größe des Nutzens für das Gemeinwohl. Obwohl sie mit ihren Ideen zumeist scheiterten, waren sie wichtige Ideengeber für die frühneuzeitliche Wirtschaft. Außerdem stellten bereits Zeitgenossen einen engen Zusammenhang zwischen der Projektemacherei und dem hoch spekulativen Fernhandel her. Im 16. Jahrhundert hatte Portugal sukzessive ein Netzwerk aus Handelsniederlassungen und Stützpunkten im Indischen Ozean errichtet, u.a. um das beanspruchte Monopol auf Pfeffer durchzusetzen. Aufgrund eines hohen Finanzbedarfs ging Portugal in den 1570er Jahren dazu über, das Kronmonopol auf Pfeffer an Investoren zu verpachten. Ab 1575 engagierte sich der Augsburger Kaufmann Konrad Rott im portugiesischen Pfefferhandel, der – trotz fehlenden Eigenkapitals – erst den Vertrag über den Vertrieb des Pfeffers in Europa und ab 1579 auch den Vertrag über den Einkauf des Pfeffers in Indien erlangen konnte. Als Investor gewann er u.a. den sächsischen Kurfürsten August, der Rott hohe Summen zur Verfügung stellte. Der Kaufmann versprach im Gegenzug, ein von Leipzig ausgehendes Pfefferhandelsmonopol für den deutschsprachigen Raum in Europa zu schaffen. Das Projekt scheiterte jedoch bereits nach einem Jahr, was Rott zur Flucht aus Augsburg veranlasste. Obwohl er seine Gläubiger gänzlich im Stich ließ, gelang es ihm, in Lissabon ein neues Leben als deutscher Konsul zu beginnen.Der Antragssteller sieht Konrad Rott als einen Projektemacher, und möchte anhand dieses Fallbeispiels den Fragen nachgehen, wie Projektemacher im Detail wirkten und welche Bedeutung ihnen bei Entwicklungsprozessen frühkapitalistischer Strukturen beizumessen ist. Dabei soll vor allem die globale Dimension von Rotts Projekt in den Fokus kommen. Um das Konzept des Projektemachers zu operationalisieren, wird auf das von Werner Plumpe entwickelte Modell zur Untersuchung historischer Wirtschaftsdynamiken zurückgegriffen, das Wirtschaft als drei sich gegenseitig beeinflussende Momente – Semantiken, Institutionen und Praktiken – beschreibt. Das skizzierte Vorhaben vermag es also, durch das Konzept des Projektemachers verschiedene wirtschafts-, sozial-, global- und kulturhistorische Ansätze zur Erforschung vormoderner Wirtschaftsdynamiken zu vereinen. Die Bedeutung der Projektemacherei im ausgehenden 16. Jahrhundert wird herausgearbeitet und globale wirtschaftliche Verflechtungen rekonstruiert. Die Ergebnisse des Forschungsvorhabens sollen als Monographie erscheinen, die auch einen Quellenanhang mit einer Auswahl von Dokumenten aus Rotts Geschäftstätigkeit enthalten wird.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung