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Der Projektemacher als Pionier globalen Handels. Der Augsburger Kaufmann Konrad Rott und sein gescheitertes Pfefferhandelsmonopol 1579/80.

Antragsteller Dr. Markus Berger
Fachliche Zuordnung Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Förderung Förderung von 2020 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 442435318
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Zentrum des Projekts stand der Augsburger Kaufmann Konrad Rott und sein 1580 gescheitertes Vorhaben, mit Hilfe des Kurfürsten von Sachsen ein Pfefferhandelsmonopol in Europa zu errichten. 1576 hatte Rott zunächst einen Vertrag mit dem portugiesischen König Sebastian I. über den exklusiven Verkauf des in Lissabon gelöschten Pfeffers geschlossen, der ihn verpflichtete, der Krone binnen fünf Jahren 92.000 Zentner Pfeffer abzukaufen. Nach dem Tod des Königs 1578 ließ sich der Kaufmann den Vertrag nicht nur von Sebastians Nachfolger Heinrich bestätigen und verlängern, sondern es wurde auch ein weiterer Vertrag über den Einkauf des Pfeffers in Indien geschlossen. Fünf Jahre lang sollte Rott jährlich 30.000 Zentner des Gewürzes in Indien einkaufen und nach Lissabon bringen. Durch das überaus hochgesteckte Importziel glaubte Rott, den Pfeffermarkt in Indien erschöpfen zu können, womit er die zweite, durch die Levante und über Venedig führende Handelsroute nach Europa für das Gewürz zum Versiegen bringen wollte. Als Finanzier gewann Rott den sächsischen Kurfürsten August, dem er die Einteilung Europas in Handelsprovinzen versprach. Mit Hilfe der Kontrolle über sämtliche Pfefferimporte sollte ein Monopol errichtet und Leipzig zum zentralen Gewürzumschlagsplatz im Reich ausgebaut werden. Finanzielle Engpässe des Kaufmanns, konzeptionelle Schwächen des Vorhabens und der Tod König Heinrichs I. im Januar 1580, der die spanische Invasion Portugals nach sich zog, ließen das Vorhaben bereits nach einem Jahr Schiffbruch erleiden. Der vorliegende Fall, der in der wirtschaftshistorischen Forschung schon seit Längerem bekannt ist, wurde im nun abgeschlossenen Projekt auf einer breiteren Quellenbasis und unter Hinzuziehung aktuell diskutierter Ansätze und Methoden neuerlich analysiert. Ausgangspunkt war dabei die Überlegung, Konrad Rott nicht nur als Kaufmann, sondern vor allem als Projektemacher zu sehen, ein in der frühen Neuzeit an Höfen verbreiteter Unternehmertyp, der dort – vorgeblich zum Wohle des Landes – finanzielle Unterstützung für vermeintlich innovative Geschäfts- und Projektideen einzuwerben versuchte. Da die nicht selten hochriskanten Ideen oftmals scheiterten, begegnete man Projektemachern und ihren großartigen Versprechungen zunehmend mit großem Misstrauen. Dennoch gelang es immer wieder Vertretern dieses Typus, allein durch die Überzeugungskraft ihrer Projektideen an Höfen Einfluss und Unterstützung zu erhalten, was auf ihre Bedeutung für die Konzeption von Politik in der frühen Neuzeit verweist. Anhand des oben vorgestellten Fallbeispiels sollte gezeigt werden, wie wirtschaftspolitisch orientierte Projekte im Detail gestaltet waren und wie sie die mit ihnen in Beziehung stehenden Strukturen und Akteure beeinflussten. Auf diese Weise kann das Forschungsvorhaben zu einem besseren Verständnis wirtschaftlicher Innovativität aus historischer Perspektive beitragen, indem es die Konfrontation historischer Akteure mit neuem Wissen und seiner experimentellen wirtschaftlichen Nutzung in den Blick nimmt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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