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Ausgrabung der Siedlung der Poienești-Lucașeuca-Kultur von Ivancea-Sub Pădure

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 443006028
 
Der bisherige Forschungsstand zur zwischen Ostkarpaten und Dnjestr gelegenen späteisenzeitlichen Poieneşti-Lucaşeuca-Kultur (spätes 3. bis zweites Drittel 1. Jhd. v. Chr.) basiert fast ausschließlich auf Gräberfeldern – Siedlungen sind bislang nur in kleinsten Ausschnitten ausgegraben und vorgelegt. Ziel des Projekts ist es daher, durch die Fortsetzung und Beendigung der großflächigen Ausgrabung einer Siedlung dieser Kultur in Ivancea-Sub Pădure ganz neue Quellengattungen zu erschließen, um im Rahmen ihrer Auswertung zwei wichtige Fragen auf der Grundlage von materieller Alltagskultur und Siedlungsbefunden untersuchen und beantworten zu können: 1.) Struktur und Ökonomie einer Siedlung der Poieneşti-Lucaşeuca-Kultur mit ihren Baustrukturen, ihrer inneren Gliederung, Landwirtschaft und Viehzucht, handwerklicher Produktion und Rohstoffversorgung sowie ihren erschließbaren sozialen und religiösen Verhältnissen. 2.) Beitrag der Siedlungsarchäologie zur Frage der Genese und Entwicklung dieser Kultur. Dabei gilt es am Beispiel der Siedlung Ivancea und im Vergleich mit anderen Siedlungen zu klären, - welche Rolle der vorausgehenden und möglicherweise partiell gleichzeitigen getischen Kultur zukam und - wie sich Art und Intensität des Zusammenhangs mit anderen Kulturen, vor allem der nord- und ostmitteleuropäischen Brandgräbergruppen in diesem Prozess auswirkten. Dabei spielt die Auseinandersetzung mit den in der Literatur vorherrschenden, zwischen Mobilität und Migration aufgehängten Interpretationsszenarien eine zentrale Rolle. Die Ergebnisse der ersten Projektphase sind ausgesprochen ermutigend. Zum ersten Mal konnten für diesen Raum späteisenzeitliche größere Häuser nachgewiesen werden – sowohl ebenerdige als auch leicht eingetiefte Pfostengebäude. Die Zahl der Grubenhäuser übersteigt alle bislang partiell gegrabenen Siedlungen. Das umfangreiche Fundmaterial zeigt – ganz im Gegensatz zu den Grabfunden – nicht nur Bezüge in den Norden, sondern auch zum griechisch/hellenistischen Raum, in das Karpatenbecken bis hin zum Westbalkan, in den unteren Donauraum und den spät-/postskythischen Raum östlich des Dnjestr. Vor allem sind aber in aller Klarheit lokale Traditionen greifbar, die in den Gräbern fehlen. Die Grabung hat also das Potential, die bisherigen Deutungen auf breiter Grundlage zu hinterfragen und einen wichtigen Baustein zu einem neuen Modell zu liefern. Der Fundplatz ist auf zwei ‚Plateaus‘ verteilt, die durch eine Erosionsrinne getrennt sind. Die Grabungen werden sich auf eine Seite des nordwestlichen Plateaus konzentrieren, wo durch die bisherigen Grabungen und die dadurch mögliche belastbare Interpretation der geomagnetischen Kartierung eine lineare Reihung von größeren Häusern entlang der Rinne zu beobachten ist. Einen wichtigen Teil der Arbeiten stellen geoarchäologische Untersuchungen zur Reliefentwicklung, aber auch archäobiologische und archäometrische Analysen des Fundmaterials dar.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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