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Die zeitliche Strukturierung kreativer Projekte: Organization von Kreativität durch (Dis-) Entrainment

Fachliche Zuordnung Accounting und Finance
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 443714951
 
Kreativität ist kein linearer Prozess. Vielmehr hat die Forschung gezeigt, dass Komplexität, Non-Linearität und Unbestimmtheit zentrale Merkmale kreativer Prozesse sind. Die Forschung hat insbesondere deutlich gemacht, dass kreative Prozesse sich durch zeitliche Komplexität, wie zum Beispiel die Spannungen zwischen „chronos“ und „kairos“ auszeichnen, und zumeist multiple zeitliche Orientierungen der unterschiedlichen Akteure implizieren. Die Forschung hat sich dabei auf eine Praktik konzentriert, um den Herausforderungen der zeitlichen Multi-kontextualität von kreativen Prozessen zu begegnen: Entrainment. Dabei fokussieren Praktiken des Entrainment die Synchronisierung multipler Zeitstrukturen in komplexen Projektökologien. Die vergleichsweise mechanistische Auffassung von Entrainment hat in letzter Zeit jedoch erhebliche Kritik auf sich gezogen, weil dabei die potenziellen Vorteile von Asynchronität vernachlässigt wurden. Zudem kann Entrainment nicht auf eindimensionale, funktionalistische Optimierungsversuche reduziert werden. Vielmehr müssen Akteure einen “dance of entrainment” vollziehen, in dem sie endogene und exogene Zeitgeber simultan austarieren, ab und an sogar bewusst bestimmte Aktivitäten zeitlich entkoppeln. Auch wenn die Forschung zunehmend multiple Praktiken des Entrainment anerkennt, so zielte sie zumeist doch auf klassische Performanz ab. Bis heute ist die Interdependenz von Entrainment und vor allem von Disentrainment auf der einen Seite und Kreativität auf der anderen nicht systematisch untersucht worden. Entrainment mag kreative Spannungen hervorrufen, die Kreativität stimulieren; umgekehrt scheinen kreative Ideen aber auch durch ein „misfit“ von Tempo und Zyklen befördert werden zu können. Um die Rolle von Entrainment und Disentrainment besser zu verstehen, wollen wir Praktiken im Feld der Musikproduktion und der Pharmaforschung untersuchen und dabei die Forschung zur temporalen Strukturierung in mindestens vier Richtungen weiter voranbringen. Erstens wollen wir die Vielfalt relevanter zeitlicher Strukturen in beiden Feldern in ihrer Bedeutung für kreative Prozesse auf verschiedenen Analyseebenen systematisch erfassen. Zweitens wollen wir die Rolle von Disentrainment als eine wichtige Praktik zur Organisation von Kreativität verdeutlichen. Drittens zielen wir darauf ab, die Rolle von Materialität in beiden Feldern besser zu verstehen. Viertens wollen wir über eine Beschreibung temporaler Strukturen und Praktiken in kreativen Projekten hinausgehen, indem wir im Rahmen eines komparativen Forschungsdesigns Propositionen über die Wirkung von (Dis-)Entrainmentpraktiken in den beiden Feldern und über die verschiedenen Stufen des kreativen Prozesses erarbeiten. Insgesamt intendiert das Projekt, die Entwicklung testbarer Propositionen bezüglich des Zusammenwirkens von zeitlichen Strukturen, Praktiken zeitlicher Strukturierung und Kreativität um Entrainment als Praktik des Organisierens kreativer Prozesse zu theoretisieren.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Österreich
Kooperationspartnerin Professorin Dr. Elke Schüßler
 
 

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