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Die Tobit-Vulgata des Hieronymus und ihre Rezeption in der mittelalterlichen Handschrift "Hebraeus Londini of Tobit" (North French Miscellany BL Add. 11639)
Antragstellerin
Professorin Dr. Beate Ego
Fachliche Zuordnung
Evangelische Theologie
Förderung
Förderung seit 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 443757362
Forschungsstand: Das Tobitbuch (ca. 200 v. Chr.) ist in den letzten Jahren Gegenstand intensiver Forschungen geworden. Dabei standen bislang die hebräischen bzw. aramäischen Fragmente aus Qumran (4Q196-200) sowie die antiken griechischen Versionen im Zentrum des Interesses. Neben der Textgeschichte erfuhren einzelne religionsgeschichtliche und theo-logische Motive (z.B. die Torafrömmigkeit, Exil, Magie und Medizin) besondere Aufmerksamkeit.Bisherige Studien lassen allerdings noch viele Fragen offen. So wurde die Überlieferung der Vulgata zwar in sprachlicher Hinsicht ausführlich untersucht (s. Skemp), was aber bislang aussteht, ist eine Interpretation der Vulgata, die das Sondergut im Kontext der gesamten Überlieferung in den Blick nimmt und zudem auch nach der Einbindung der in diesem Werk enthaltenen theologischen Konzeptionen in die Denkwelt des Hieronymus bzw. der Kirchenväter fragt. Ein weiteres, bislang fast unerschlossenes Forschungsfeld im Hinblick auf die Tobitüberlieferung bilden auch die nachantiken Texte (v.a. in mittelalterlichen Handschriften belegt, so Hebraeus Münster, Hebraeus Fagius, Hebraeus Londini et al.). Sie stellen eigenständige Ausprägungen der Tobiterzählung dar und sind Zeugnisse jüdischer Frömmigkeit in ihrer jeweiligen Entstehungszeit. Von besonderer Bedeutung ist in diesem Kontext die Überlieferung „Hebraeus Londini“, insofern hier eine jüdische Rezeption des Vulgatatextes erfolgte. Somit steht die Textgeschichte des Tobitbuches auch im Kontext des mittelalterlichen jüdisch-christlichen Religionskontaktes. Ziele des Projekts: Das vorliegende Projekt strebt einerseits eine Untersuchung der Tobit-Vulgata und ihrer theologischen Motive an sowie andererseits deren Rezeption in der mittelalterlichen Handschrift „Hebraeus Londini“, die im Rahmen des jüdisch-christlichen Religionskontaktes steht.Auf der Basis einer eigenen Übersetzung der beiden Texte werden diese in methodischer Hinsicht traditionskritisch und narratologisch erschlossen. Sowohl die Antragsstellerin als auch der künftige Projektmitarbeiter haben sich durch intensive Studien zu Tobit in die Materie eingearbeitet. Der Projektmitarbeiter weist zudem eine Expertise für die Erforschung der Vulgata und der Patristikexegese auf, die für Durchführung des gesamten Projekts unverzichtbar ist. Die Ergebnisse der Untersuchung werden in einer Monographie vorgelegt, die in der renommierten Reihe „Deuterocanonical and Cognate Literature Studies“ erscheinen wird (Autor: Lucas Brum Teixeira). Da die Arbeit auch für die weitere Erschließung der nachantiken Tobit-Texte von großer Relevanz ist, soll parallel dazu die Übersetzung von Ms. Hebraeus Londini mit einem ausführlichen Anmerkungsapparat zu den einzelnen Quellen in einem gesonderten Aufsatz vorgelegt werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen