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Der Einfluss impliziter Theorien auf Schuldzuweisungen und Hilfeverhalten: Ein Zwei-Wege-Modell

Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung von 2020 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 443904096
 
Implizite Theorien sind Grundüberzeugungen über den Grad der Veränderbarkeit menschlicher Attribute (Dweck, 2012, 2017). Nach dieser Perspektive können Menschen zwei Arten von impliziten Theorien aufweisen: eine Veränderbarkeitstheorie oder eine Entitätstheorie. Eine Veränderbarkeitstheorie („incremental theory“, „growth mindset“) bezeichnet die Überzeugung, dass ein bestimmtes Attribut dynamisch ist und geändert werden kann. Im Gegensatz dazu ist eine Entitätstheorie („entity theory“, „fixed mindset“) durch die Überzeugung gekennzeichnet, dass ein bestimmtes Attribut trotz Änderungsbemühungen nicht verändert werden kann. Bisherige Forschung hat gezeigt, dass der Glaube an die Veränderbarkeit von menschlichen Attributen einen hohen intrapersonalen Nutzen in Bezug auf Leistung, Anpassungsfähigkeit und Selbstregulation bietet. Aufgrund dieser Vorteile werden "growth mindset“ Interventionen in Anwendungsbereichen wie Bildung, Sport oder Personalentwicklung immer beliebter. Bisher ist jedoch nicht geklärt, welche interpersonalen Folgen solche Maßnahmen mit sich bringen könnten. Aktuelle Forschungsergebnisse legen nahe, dass Personen mit einer starken Veränderbarkeitstheorie anderen Menschen eher die Schuld für ihr Scheitern zuweisen und deshalb weniger geneigt sein könnten, anderen zu helfen (Burnette, Hoyt, Dweck, & Auster-Gussman, 2017, Ryazanov & Christenfeld, 2018). Forschung im Bereich des Coachings zeigt jedoch auch, dass eine Veränderbarkeitstheorie das Hilfeverhalten erhöhen kann (Heslin, VandeWalle, & Latham, 2006). Um diese widersprüchlichen Befunde in Einklang zu bringen, wird ein Zwei-Wege-Modell des Einflusses impliziter Theorien auf Hilfeverhalten vorgeschlagen. Der erste Pfad des Modells impliziert, dass eine Veränderbarkeitstheorie indirekt das Hilfeverhalten durch Zuschreibungen von Schuld und reduzierter Sympathie abschwächt. Eine Veränderbarkeitstheorie kann jedoch über den zweiten Pfad indirekt das Hilfeverhalten verstärken, indem es die Handlungswirksamkeit erhöht. Das Hauptziel des Vorhabens ist es, das Modell konzeptionell über verschiedene Bereiche impliziter Theorien (d.h. Gesundheit, Persönlichkeit und Armut) hinweg zu validieren, um zu einem tieferen Verständnis der Bedeutung impliziter Theorien für Schuld und Hilfeverhalten zu gelangen. Ein zweites Ziel dieses Vorhabens besteht darin zu untersuchen, wie die Pfade des Modells verändert werden können. Indem entweder Pfad 1 blockiert oder Pfad 2 verstärkt wird, werden Bedingungen identifiziert, unter denen eine Veränderbarkeitstheorie zu einer Erhöhung des Hilfeverhaltens führen kann. Das vorliegende Forschungsvorhaben wird daher wichtige Erkenntnisse liefern, die sowohl für die Grundlagenforschung als auch für die angewandte Forschung von hoher Bedeutung sind.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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