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Eruierung der pontokaspischen Biodiversitätskrise

Fachliche Zuordnung Ökologie und Biodiversität der Tiere und Ökosysteme, Organismische Interaktionen
Systematik und Morphologie der Tiere
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 445025902
 
Wir befinden uns gegenwärtig im "6. Massenaussterbeereignis". Dies zeigt sich besonders im pontokaspischen Raum - den Brackwassergebieten des Kaspischen Meeres, des Schwarzen Meeres und des Aralsees. Viele pontokaspische Arten befinden sich im Rückgang oder sind vermutlich bereits ausgestorben ("pontokaspische Biodiversitätskrise"). Mollusken (Gastropoda, Bivalvia) sind wegen ihrer benthischen Lebensweise und des hohen Grades an Endemismus besonders betroffen. Aufgrund einer ungenügenden Datenlage und taxonomischer Probleme ist es allerdings sehr schwierig, den tatsächlichen Umfang dieser Biodiversitätskrise zu beurteilen. Darüber hinaus wurden nach dem Zusammenbruch der früheren Sowjetunion die faunistischen Aktivitäten im Gebiet stark zurückgefahren. Die Tatsache, dass viele endemische Arten in den letzten 30 Jahren nicht mehr gefunden wurden, könnte deshalb, zumindest teilweise, in reduzierten Feldaktivitäten und dem Verlust von taxonomischer Expertise begründet liegen. Dabei ist das Problem zirkulär. Aufgrund der Biodiversitätskrise steht kein rezentes Material zur Verfügung, um taxonomische Probleme zu evaluieren und aufgrund von taxonomischen Problemen kann das Ausmaß der gegenwärtigen Biodiversitätskrise nicht objektiv beurteilt werden.Das Hauptziel dieses Antrags ist es, anhand von Mollusken als Modellgruppe die differenziellen Beiträge der taxonomischen Krise, der Sammlungskrise und der Biodiversitätskrise zum starken Rückgang der endemischen Arten im pontokaspischen Raum zu quantifizieren. Dazu sollen "Museomik"-Verfahren, gezielte Feldarbeit sowie moderne Modellierungs- und Artendelimitationsansätze integriert werden.Konkret wollen wir 1) die Artgrenzen der pontokaspischen Mollusken mit Hilfe von Ansätzen der künstlichen Intelligenz neu bewerten, die auf (ancient) DNA, Proteomik, 3D-morphometrischen und ökologischen Informationen basieren, 2) potenzielle Refugien im pontokaspischen Raum mit Hilfe von prädiktiver Modellierung und gezielter Feldarbeit identifizieren, 3) rezente Abschätzungen zur Biodiversität unter Verwendung von Stichprobenanalysen und Radiokohlenstoffdatierungen neu bewerten und 4) die Beiträge der taxonomischen Krise und der Sammlungskrise zum Verlust endemischer pontokaspischer Molluskenarten quantifizieren, um das Ausmaß der Biodiversitätskrise unter Verwendung multivariater Analysen zu beurteilen. Unsere Nullhypothese ist, dass es keinen tatsächlichen Verlust endemischer Arten im Gebiet gibt und dass das Fehlen von aktuellen Nachweisen auf taxonomische Konsolidierungen und abnehmende Sammlungsaktivitäten zurückzuführen ist.Basierend auf den Synergien dieser russisch-deutschen Zusammenarbeit werden wir neue, integrierte Wege zur Artbestimmung gehen, die es uns ermöglichen sollen, das Ausmaß der pontokaspischen Biodiversitätskrise zu beurteilen. Das Projekt bildet damit eine wichtige Grundlage für zukünftige Naturschutzstrategien sowie für Strategien zur Minderung des globalen Wandels im pontokaspischen Raum.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Russische Föderation, Ukraine
Partnerorganisation Russian Science Foundation
 
 

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