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Finden automatische Validierungs- und Reaktivierungsprozesse auch beim Lernen mit Texten und Bildern statt?

Fachliche Zuordnung Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung Förderung von 2020 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 445168911
 
Text-Bild-Kombinationen spielen seit jeher eine zentrale Rolle bei der Wissensvermittlung (Schnotz, 2002). Theoretisch wird der empirisch beobachtete Vorteil von Text-Bild-Kombinationen gegenüber alleiniger Textdarbietung (vgl. z.B. Mayer, 2009) damit erklärt, dass Lernende aktiv relevante Informationen selegieren, mental in ein verbales und ein bildhafte Modell organisieren und im letzten Schritt die beiden mentalen Modelle miteinander integrieren. Auf Basis von Befunden der Textverstehensforschung (z.B. Cook & O’Brien, 2014; Kintsch, 1988; Richter, Schroeder & Wöhrmann, 2009) lässt sich jedoch annehmen, dass neben der Selektion, Organisation und Integration noch weitere kognitive Prozesse beim Lernen mit Text und Bild eine zentrale Rolle spielen könnten, nämlich die Validierung und Reaktivierung. Der Validierungsmechanismus prüft, ob die stattgefundene Integration von Informationen vor dem Hintergrund von allgemeinem Weltwissen bzw. dem konkreten Kontext sinnvoll ist. Der Reaktivierungsmechanismus reaktiviert Informationen, die sich aktuell nicht mehr im Arbeitsgedächtnis befinden, die aber zur Herstellung globaler Kohärenz benötigt werden. Diese reaktivierten Informationen werden dann mit den aktuell im Arbeitsgedächtnis befindlichen Inhalten integriert. Typischerweise sind diese beiden kognitiven Prozesse passiver Natur, laufen also automatisch ab. Ziel der im Arbeitsprogramm aufgeführten sechs Experimente ist zu überprüfen, ob auch beim Lernen mit Text-Bild-Kombinationen automatische Reaktivierungs- und Validierungsprozesse stattfinden. Hierfür werden verschieden Paradigmen aus der Textverstehensforschung (z.B. Fächereffekt-Paradigma, epistemisches Stroop-Paradigma, Widerspruchsparadigma) auf das Lernen mit Text-Bild-Kombinationen übertragen: In den Experimenten A.1 und A.2 wird mithilfe des epistemischen Stroop-Paradigmas (z.B. Richter et al., 2009) untersucht, inwiefern die Validierung bei einfachen und komplexeren Text-Bild-Kombinationen stattfindet. In Experiment B.1 und B.2 wird mithilfe des Fächereffekt-Paradigmas (z.B. Anderson, 1974) untersucht, inwiefern Text-Bild-Kombinationen reaktiviert werden, und – im Falle einer Reaktivierung – ob Text und Bild jeweils als getrennte oder als integrierte Einheiten reaktiviert werden. In den Experimenten C.1 und C.2 wird das Zusammenspiel von Reaktivierung und Validierung bei einfachen Text-Bild-Kombinationen (mithilfe des epistemischen Stroop-Paradigmas) sowie komplexeren Text-Bild-Kombinationen (mithilfe des Widerspruch-Paradigmas; z.B. Albrecht & O’Brien, 1993) untersucht.Auf Basis der durch die Experimente gewonnenen Erkenntnisse sollen die theoretischen Annahmen bezüglich des Lernens mit Texten und Bildern weiter ausspezifiziert werden. Des Weiteren lassen sich aus Kenntnissen um die stattfindenden Prozesse langfristig weitere Maßnahmen zur Unterstützung des Lernens mit Text und Bildern ableiten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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