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Die feinkörnige Struktur der Nominalphrase im Russischen aus vergleichender Perspektive (Fortsetzungsantrag)

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 445439335
 
Der Zählbarkeitsstatus von Nomina zeigt sich in deren Kompatibilität mit Numeralien und einigen Quantoren. Während es heute unbestritten ist, dass Zählbarkeit nicht durch das Nomen allein bestimmt wird, sondern eine Eigenschaft von Nominalphrasen ist, wird es kontrovers diskutiert, wie verschiedene funktionale Köpfe in der Nominalphrase die Zählbarkeit bestimmen. Das Hauptziel des Projekts ist es, ein Modell der Nominalphrase im Russischen zu entwickeln, das die Unterschiede zum Deutschen erfassen kann. Somit leistet das Projekt einen Beitrag zur Typologie der Zählbarkeit und zur Erforschung funktionaler Kategorien. Phase I konzentrierte sich auf Morpheme, die Zählbarkeit anzeigen: die Singulativmorpheme im Russischen im Vergleich zu Klassifikatoren im Chinesischen und die Pluralmorpheme im Russischen und Deutschen. Diese wurden in der Theorie der Distribuierten Morphologie formal analysiert. Dabei wurde ein neuer Typ des Plurals entdeckt, der „Aggregatplural“. Er kann auf der Grundlage von Messkonstruktionen wie "ein Kilo Äpfel" identifiziert werden. In der Literatur wurde angenommen, dass Plural-Substantive wie "Äpfel" im Gegensatz zu aggregatbezeichnenden Massennomina im Singular wie "Reis" und "Besteck" zählbar sind und Pluralitäten von diskreten Objekten, d. h. Summen, bezeichnen - eine Annahme, die auch durch psychologische Studien gestützt wird. Meine Untersuchung von Aggregatpluralen zur Bezeichnung von Lebensmitteln zeigt jedoch, dass Objekte in deren Denotation unzugänglich fürs Zählen und andere distributive Operationen sind und sich solche Nomina somit nicht wie Zählnomina, sondern wie Massennomina verhalten. Dies legt nahe, dass solche Plurale eher Aggregate und keine einfachen Summen bezeichnen. Aggregate bestehen aus Objekten, die üblicherweise in räumlicher Nähe zueinander vorkommen. Im Rahmen der Mereotopologie wurden Aggregate als Cluster von Objekten analysiert, die von Summen diskreter Objekte zu unterscheiden sind. Die in Clustern zusammengefassten Objekte sind für Operationen unzugänglich, die einen Zugriff auf diskrete Objekte verlangen. Phase II konzentriert sich auf Aggregatplurale im Russischen und Deutschen. Ich werde die Hypothese testen, dass Aggregatplurale nicht nur im Bereich der Bezeichnungen von Lebensmitteln, sondern auch in anderen konzeptuellen Domänen verbreitet sind, in denen typologischen Studien zufolge sprachübergreifend Aggregat-Bezeichnungen verbreitet sind. Um die Unterschiede zwischen Cluster und Summenplural aufzudecken, werde ich Nomina untersuchen, die zwei verschiedene Pluralformen haben wie z.B. "Worte" vs. "Wörter". Um die Kompositionsstruktur von aggregatbezeichnenden Nomina zu bestimmen, werde ich morphologisch abgeleitete Nomina wie "Gebirge" analysieren. Das letzte Ziel ist es, den synchronen Unterschied in der Kodierung von Aggregaten durch Nomina im Singular und durch Nomina im Plural diachron zu erklären.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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