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Die Umschrift der Weisheit: Übertragungen der Josef-Legende vom Alten Orient bis in die islamische Zeit

Antragstellerin Dr. Nora Schmidt
Fachliche Zuordnung Evangelische Theologie
Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Förderung Förderung von 2020 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 445486570
 
Das beantragte Forschungsprojekt "Die Umschrift der Weisheit" will erstmalig in interdisziplinärer Synthese am Beispiel der Josefstraditionen eine Schrifthermeneutik herausarbeiten, die im jüdisch-christlich-islamischen Dialog tragfähig sein könnte. Das Forschungsprojekt geht den Transformationen der Josef-Legende von der Hebräischen Bibel bis in die islamische Zeit nach. Die diachrone Perspektive auf die verschiedenen Figurationen Josefs in den umfangreichen und heterogenen Quellenzeugnissen soll dabei durch neue hermeneutische Ansätze ergänzt werden, die zur grundlegenden Neuentwicklung einer sachgemäßen komparativen Koran- und Bibelexegese beitragen sollen.Es werden hierbei vier hermeneutische Ansätze erprobt, die erstmals kulturwissenschaftliche Theoriebildung in die wissenschaftliche Erforschung des Korans einbringen und das interdisziplinäre Gespräch mit den exegetischen Disziplinen des Alten und Neuen Testaments bereichern sollen: 1. Die in den verschiedenen Überlieferungen zu Josef zentralen Objekte (Becher, Mantel, Korn) und topischen Räume (Zisterne, Gefängnis, Palast) werden statt als literarische Motive in einen Diskurs einer Objektgeschichte im Sinne einer Wissensgeschichte eingeordnet, die je unterschiedliche Konzeptionen von Historizität und Identität in den verschiedenen Textbeständen erkennen lassen. 2. Aspekte von Geschlecht und Macht in den Josefsgeschichten sollen vom Alten Testament bis in die islamische Literatur vergleichend erarbeitet und kontextualisiert werden. 3. Die Methode tiefenpsychologischer Schriftauslegung wird in vergleichend exegetischer Perspektive erprobt und 4. Ein Schwerpunkt wird auf die unterschiedlichen Figurationen des prophetischen Körpers (des Josef) gelegt, der in vielen Texten ein Medium der Kommunikation zwischen Gott und Mensch darstellt bzw. typologische oder allegorische Bedeutungsdimension in Anschlag bringt. Mit seinem Fokus auf diachrone Entwicklungen der verschiedenen Überlieferungen zu Josef hat das Projekt exemplarischen Charakter. Es will die reziproke Verflechtung von Wissen in durch Literatur- und Theologiegeschichte häufig getrennt beschriebenen kulturellen Räumen aufzeigen, indem von jüdischen, christlichen und muslimischen Tradenten und Gelehrten geteilte hermeneutische und textliche Bezüge in gemeinsamen Techniken und Praktiken des Kommentierens herausgearbeitet werden.Als heuristisches Konzept für die Darstellung und Analyse solcher Verflechtungen in der longue durée sind die Leitbegriffe der Weisheit und der Umschrift gewählt worden, die alle hermeneutischen Fallstudien miteinander verbinden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Mitverantwortlich Professor Dr. Manfred Oeming
 
 

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