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Vom Anthropozentrismus zum Neuen Materialismus: Objekte und Apparaturen im Zirkus

Antragstellerin Dr. Franziska Trapp
Fachliche Zuordnung Theater- und Medienwissenschaften
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 446040934
 
Veränderungen der Bio- und Ökosphäre, Fortschritte in den Naturwissenschaften, die mit drängenden ethischen und politischen Fragen verbunden sind, sowie Weiterentwicklungen von globalen Ökonomiestrukturen und Technologien erfordern im 21. Jahrhundert eine Neubewertung der Relation zwischen dem Menschen und seiner materiellen Umgebung. Materie wird nicht länger im Sinne eines passiven Kanals für menschliche Aktionen, Affekte und Wünsche verstanden. Entitäten, die im anthropozentrischen Weltbild als passive Objekte angesehen werden, wird in den sogenannten New Materialism(s) agency zugeschrieben.In der Zirkushistorie, so lautet die Kernthese des vorliegenden Forschungsvorhabens, lässt sich dieser material turn, der als neues Paradigma abendländischen Denkens verhandelt wird, eindrücklich nachverfolgen. Er markiert die Zäsuren zwischen dem Traditionellen, Neuen und Zeitgenössischen Zirkus, die in der Zirkusforschung bisher in Rekurs auf strukturelle und administrative Veränderungen, wie beispielsweise der Abwesenheit von Tieren, einer neuen Generation von künstlerisch ausgebildeten Artist*innen oder der Nutzung von Aufführungsorten außerhalb des emblematischen Zeltes gesetzt werden. Während der Traditionelle Zirkus als Symbol des westlichen Anthropozentrismus gelten kann, weist der Zeitgenössische Zirkus neu-materialistische Züge auf. Ziel des Forschungsvorhabens ist es, die Entwicklung der Subjekt-Objekt-Beziehungen auf Basis von umfangreichen semiotischen Einzelanalysen ausgewählter Stücke herauszuarbeiten und diese in ihren kulturhistorischen Kontext zu stellen. Dabei steht die Wechselwirkung zwischen dem gesellschaftlichen Grundverständnis vom Umgang mit Objekten und dem spezifischen Einsatz von Objekten und Apparaturen in Zirkusaufführungen im Zentrum.Mit diesem Anliegen leistet das Forschungsvorhaben erstens einen grundlegenden Beitrag zu der sich weltweit etablierenden Zirkuswissenschaft, reagiert zweitens auf das zunehmende Interesse der Theater-, Tanz- und Performancewissenschaft an neu-materialistischen Konzepten, entwickelt drittens kultursemiotische Theorien, Konzepte und Methoden vor dem Hintergrund der New Materialism(s) weiter (siehe vorgesehene Untersuchungsmethoden) und liefert viertens einen Beitrag zu der Frage nach dem Platz des Menschen in seiner materiellen Umwelt, die im 21. Jahrhundert im Zuge von Umweltkatastrophen und Erderwärmung eine Neubewertung der Relation zwischen dem Menschen und seiner materiellen Umgebung erfordert.
DFG-Verfahren WBP Stelle
 
 

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