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Nicht-gegenstandsgerichtete Intentionalität: Tendenz und Affekt

Fachliche Zuordnung Theoretische Philosophie
Förderung Förderung von 2020 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 446126658
 
Der philosophische Begriff ‚Intentionalität’ kennzeichnet eine der Grundstrukturen des Bewusstseins, nämlich seine Gerichtetheit auf etwas: auf ‚Gegenstände‘ im weiten Sinne. Damit sind Dinge (z.B. eine Tasse), Sachverhalte (z.B. dass die Tasse mit Kaffee gefüllt ist) und Ereignisse (z.B. dass mich ein Freund besucht). ‚Gegenstände‘ können in verschiedener Weise intendiert sein: Ich kann die Tasse schön finden; den Wunsch haben, aus der Tasse Kaffee zu trinken; mit Vorfreude erwarten, dass der Freund kommt usw. Eine wichtige Frage hierbei lautet, ob und inwieweit Bewusstsein stets als Gerichtetheit auf etwas Bestimmtes zu verstehen ist. Ziel des vorliegenden Forschungsprojekts ist es, dieser Frage nachzugehen und zu untersuchen, inwieweit es Formen nicht-gegenstandsgerichteter Intentionalität gibt. Fraglich ist nämlich, ob sich Phänomene wie z.B. Versuche, Neugier, Stimmungen und Verstimmungen sowie andere Gefühlserlebnisse vor dem Hintergrund des Konzeptes gegenstandsgerichteter Intentionalität erschöpfend verstehen lassen. Um ein besseres Verständnis von gegenstandsgerichteter Intentionalität und möglicher Formen nicht-gegenstandsgerichteter Intentionalität zu gewinnen, soll vor allem das von Edmund Husserl beschriebene Konzept der ‚Tendenz‘ untersucht werden. Mit ‚Tendenz’ schlägt Husserl einen umfassenderen Begriff für Intentionalität vor, der auch Erlebnisse beinhaltet, die einer möglichen Gegenstandsgerichtetheit vorausgehen und somit den bewusstseinsmäßigen Grund ausmachen, aus dem heraus Gegenstandsbewusstsein möglich wird. Bislang ist dieses Konzept nur wenig in der Husserl-Forschung berücksichtigt worden. Es ist allerdings damit zu rechnen, dass Husserls Analysen zum Begriff der Tendenz im Rahmen der kurz bevorstehenden Erstveröffentlichung eines umfangreichen Manuskriptkonvoluts – Studien zur Struktur des Bewusstseins – erhöhte Aufmerksamkeit der philosophischen Forschung auf sich ziehen werden. Das Forschungsprojekt leistet hierzu einen Beitrag, indem es die Bedeutung von ‚Tendenz’ für das Verständnis von bewusstseinsmäßiger Intentionalität und ihren verschiedenen Formen herausarbeitet. Dabei soll der Fokus vor allem auf einer Untersuchung des Verhältnisses zwischen Tendenz und den verschiedenen Formen der Affektion und Affektivität liegen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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