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Förderung der Stressresilienz durch “Alte Freunde”: Die Immunisierung mit Mycobacterium vaccae verhindert die negativen Effekte von frühem Lebensstress auf die Stressvulnerabilität im Erwachsenenalter

Fachliche Zuordnung Biologische Psychiatrie
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 446203837
 
Chronischer psychosozialer Stress ist ein Risikofaktor für die Entstehung vieler körperlicher und affektiver Erkrankungen, von denen viele mit einem aktivierten Immunstatus und einer chronischen unterschwelligen Entzündungsreaktion einhergehen. Da viele dieser Erkrankungen, einschließlich der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), außerdem mit einer verminderten Anzahl an regulatorischen T Zellen (Treg) einhergehen, ist es wahrscheinlich, dass die beeinträchtigte Fähigkeit zur Immunregulation eine überreaktive entzündliche Stressanwort begünstigt und somit bestimmte Individuen für die Entstehung von stressassoziierten Erkrankungen prädispositioniert. Allerdings sind nicht alle Individuen gleich anfällig für die negativen Konsequenzen von chronischem Stress. Auf Grund des oben beschriebenen Zusammenhangs zwischen einer überreaktiven entzündlichen Stressantwort und dem Entstehen von stressassoziierten Erkrankungen, liegt die Vermutung nahe, dass alle genetischen und umweltbedingen Faktoren, die die Immun(re)aktivität eines Erwachsenen fördern, auch dessen Stress/Trauma Vulnerabilität erhöhen. In Übereinstimmung mit der Hypothese, dass ein wichtiger solcher Faktor das Erleben von negativen frühkindlichen Ereignissen ist, konnte gezeigt werden, dass psychosozialer Stress vor allem in den Individuen periphere Entzündungsvorgänge aktiviert, die in ihrer Kindheit Missbrauch bzw. Vernachlässigung erleben mussten und auch ein deutlich erhöhtes Risiko zeigen, an PTBS zu erkranken. Wir selbst konnten zeigen, dass die Steigerung der immunregulatorischen Kompetenz eines Organismus in der Lage ist, stressinduzierte Ängstlichkeit, spontane Colitis, sowie die Verschlimmerung einer Dextran-Sulfat-Sodium (DSS) induzierten Colitis zu verhindern. Dazu wurden männliche Mäuse wiederholt mit hitzeinaktiviertem Mycobacterium vaccae (NCTC 11659), einem häufig auftretenden saprophytischen Schlammbakterium mit immunregulatorischen Eigenschaften, injiziert. Da eigene Vordaten weiterhin zeigen, dass frühkindliche Stressexposition (=first hit) geschlechterspezifisch das Verhalten von Mäusen negativ beeinflusst und deren Vulnerabilität für chronischen Stress während der Adultphase (=second hit) erhöht, sowie dass diese negativen Stresseffekte durch die s.c. Gabe von M. vaccae abgeschwächt werden können, wollen wir hier die detaillierten Mechanismen (Treg Anzahl und Funktionalität, Mikroglia Aktivierung und IL-4 Signaling im Gehirn, periphere und zentrale Aktivität des parasympathischen anti-inflammatorischen Reflexes, Rolle des intestinalen Mikrobioms) untersuchen, die sowohl den negative Stresseffekten als auch den stressprotektive Effekten von M. vaccae zu Grunde liegen. Zusammenfassend kann man festhalten, dass diese Studien dazu beitragen werden, die Behandlung mit biologischen Immunmodulatoren als neue Therapiekonzepte zu etablieren, um damit die negativen Konsequenzen von wiederkehrenden psychosozialen Stressoren in verschiedenen Lebensphasen zu verringern.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug USA
Kooperationspartner Professor Dr. Christopher Lowry
 
 

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