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Konflikte um Mensch-Wolf-Koexistenzen in Norddeutschland - Die Rolle von Technologien, Wissen und Interaktionen
Antragstellerin
Dr. Julia Poerting
Fachliche Zuordnung
Humangeographie
Förderung
Förderung von 2020 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 446600467
Am Beispiel der Wiederansiedelung von Wölfen in Norddeutschland soll das geplante Vorhaben Versuche der technologischen Vermittlung einer Mensch-Wolf-Koexistenz untersuchen. Dabei fokussiert das Vorhaben auf drei Aspekte. Es untersucht (1) die Wissensgenerierung über Wölfe mit Hilfe von verschiedenen Technologien. Weiterhin analysiert das Vorhaben (2) die Wissensmobilisierung des technologisch erzeugten Wissens in (gesellschaftlichen) Konflikten und wie der (materielle und diskursive) Raum von Wölfen gesellschaftlich verhandelt wird. Schließlich fokussiert es auf die (3) Materialisierung des Wissens in Form von Zaunbauten, Gesetzgebungen und Naturschutzprojekten. Damit soll das Vorhaben zur Entwicklung einer bisher fehlenden integrativen Perspektive an der Schnittstelle von Animal Geographies, Wissenschafts- und Technikforschung (STS) und posthumanistischen Ansätzen beitragen um Konflikte über die Koexistenz von Menschen und Wildtieren zu verstehen. Ansätze der Animal Geographies bieten Impulse um zu untersuchen, was passiert, wenn die Mobilität von Wölfen die für sie vorgesehenen "Grenzen" herausfordert, wenn die Tiere menschliche Erwartungen nicht erfüllen und welcher Wert ihnen von verschiedenen gesellschaftlichen Akteuren zugeschrieben wird. Erkenntnisse aus den STS zeigen, dass Technologien immer soziokulturell eingebettet sind, posthumanistische Ansätze weisen darauf hin, dass Technologien das Verhältnis von Menschen und Tieren etwa über Kategorisierungen und Sichtbarmachung neu ordnen. Das geplante Vorhaben soll damit einen Beitrag zum bisher wenig erforschten Feld von Mensch-Technologie-Tier-Interaktionen im Natur- und Artenschutz leisten und untersuchen, wie Technologien und technologisch erzeugtes Wissen in derzeit polarisiert und emotional geführten Debatten um die (Un)Möglichkeiten einer Koexistenz von Wölfen und Menschen mobilisiert werden. In diesem Spannungsfeld verschmelzen Konflikte um die Wolfsrückkehr mit anderen aktuellen Debatten um den ländlichen Raum. Kontroversen um Wölfe in ländlichen Regionen werden im politischen Diskurs mittlerweile auch für größere Debatten um Fragen nach Zugehörigkeit (invasiv-heimisch), Wertigkeit (Wildtiere-Nutztiere) und politischer Marginalisierung (Stadt-Land-Konflikte) mobilisiert. Die qualitativ angelegte Forschung konzentriert sich zum einen auf den ländlichen Raum in Niedersachsen und Brandenburg. Zum anderen stellen private und universitäre Forschungsinstitute sowie verschiedene Behörden und Organisationen zentrale Orte für das Forschungsvorhaben dar, an denen Wissen über und Technologien für Wölfe produziert und angewendet werden. So will das geplante Vorhaben sowohl die Interaktionen von Menschen mit Wölfen als lebendige, materielle Tiere in der Kulturlandschaft untersuchen als auch die Zirkulation von Teilen seines Körpers und seiner Repräsentationen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen