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Neue Gebiete für die Modallogik

Fachliche Zuordnung Theoretische Philosophie
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Mathematik
Theoretische Informatik
Förderung Förderung von 2021 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 446711878
 
Die Modallogik formt das Kernstück eines fruchtbaren interdisziplinären Forschungsprogramms. Mit modallogischen Methoden können wir Begriffe wie Wissen, Kommunikation, Verpflichtung, Aktion und Auswirkung analysieren, die unser Dasein als rationale soziale Agenten wesentlich bestimmen. Darüber hinaus findet die Modallogik wichtige Anwendung in der Informatik sowie in der formalsemantischen Analyse natürlicher Sprache. In ihrer bestehenden Form gründet sich die Modallogik auf eine wahrheitskonditionale Semantik, derzufolge die Bedeutung eines Satzes in dessen Wahrheitsbedingungen besteht. Die Anwendbarkeit der Modallogik wird durch dieses Herangehen in zweierlei Hinsicht eingeschränkt. Erstens können solche modalen Begriffe, die sich auf Fragen beziehen, nicht analysiert werden, zumal Fragen weder wahr noch falsch sind, sich also der wahrheitskonditionalen Analyse entziehen. Zweitens nehmen, der aktuellen Literatur zufolge, viele natürlichsprachliche modale Ausdrücke nicht nur die Wahrheitsbedingungen ihres Argumentes wahr, sondern auch die Alternativen, die dieses evoziert. Solche Alternativ-sensiblen Ausdrücke entziehen sich ebenfalls der wahrheitskonditionalen Behandlung. In den letzten Jahren haben der Antragsteller und seine Koautoren eine Alternative zur wahrheitskonditionalen Semantik entwickelt, die sich inquisitive Semantik nennt. Diese Theorie bildet die Grundlage für eine einheitliche Analyse von Aussage- und Fragesätzen. Des Weiteren ordnet sie jedem Satz eine Alternativenmenge zu. Die inquisitive Semantik stellt also genau jene Bausteine zur Verfügung, die wir benötigen, um die oben erwähnten Einschränkungen zu überwinden. Zielsetzung des Projekts ist es, ein neues, auf inquisitiver Semantik aufbauendes Framework für die Modallogik zu entwickeln. Dies eröffnet zwei neue Anwendungsgebiete für die Modallogik. Zum einen können nun auch solche Modalitäten definiert werden, die sich auf Fragen (z.B. "Wer wird die Wahl gewinnen?") richten, wodurch zahlreiche, philosophisch wie technisch interessante Begriffe der modallogischen Analyse zugänglich werden. Beispiele sind Kontrolle/Verantwortung (z.B. "ein Agent x kontrolliert, wer die Wahl gewinnt"), Interesse/Gleichgültigkeit (z.B. "x ist interessiert daran/gleichgültig demgegenüber, wer die Wahl gewinnt") und Abhängigkeit/Bestimmung (z.B. "wer die Wahl gewinnt, wird dadurch bestimmt, wie viele Stimmen die Kandidaten erhalten"). Zum anderen können wir nun Alternativ-sensible Modalitäten definieren. Das Ziel einer allgemeinen Theorie der Alternativensensibilität in natürlicher Sprache rückt dadurch in greifbare Nähe.
DFG-Verfahren Emmy Noether-Nachwuchsgruppen
 
 

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