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Die Iberischen Stelen der Spätbronzezeit: Bildkunst, Technologie und Wissenstransfer zwischen Atlantik und Mittelmeer

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 446739573
 
Die archäologische Überlieferung der Spätbronzezeit auf der Iberischen Halbinsel (ca. 1300-800 v. Chr.) ist in vielen Regionen lückenhaft: es sind nahezu keine Gräber, nur spärliche Siedlungsreste und wenige Hortfunde sowie Bergbauspuren bekannt. Umso größer ist daher die Bedeutung der mit komplexen Bildwerken verzierten Iberischen Stelen, denn die Darstellungen von anthropomorphen Figuren, Tieren und Gegenständen sind eine einzigartige archäologische Quelle für die Untersuchung dieser Epoche. Dank jener Denkmäler sind nicht nur Bilder überliefert, die im sonstigen Befund unbekannte Objekte zeigen, sie liefern auch Hinweise auf spirituelle und ideologische Konzepte, die kognitiven Fähigkeiten der Künstler sowie Steinbearbeitungstechniken. Das Kulturphänomen hatte nach aktuellem Forschungsstand seinen Ursprung in der Beira Interior in Portugal und in der Alta Extremadura in Spanien, wo seit der Kupferzeit eine lange Tradition von Statuen-Menhiren und Stelen bestand. Darum sollen dort umfassende Regionalstudien durchgeführt werden, welche eine Untersuchung zur diachronen und synchronen Entwicklung der Felskunst, Landschafts- und Materialanalysen sowie eine Ausgrabung vorsieht. Die Region fungierte durch die geografische Lage als Mittler zwischen dem Atlantik und dem Süden Iberiens. Die Stelen waren bald bis nach Andalusien verbreitet, und die Motive belegen Verbindungen zum Mittelmeerraum. Folglich sollen sie auch im überregionalen Rahmen als ein charakteristischer kultureller Ausdruck der iberischen Netzwerke untersucht werden. Ca. 50% der bekannten Stelen sind in Hartgesteine wie Granit oder Quarzit gehauen. Die Bearbeitung solcher Materialien mit bronzezeitlichen Werkzeugen ist bislang ungeklärt. Es ist jedoch unerlässlich, zu verstehen wie die Stelen gemacht sind, um zu erkennen, warum die Symbole in Hartgestein gemeißelt wurden. In einem grundlegend neuen Ansatz sollen die Stelen als komplexe Bildträger untersucht werden, wobei die symbolträchtigen Bilder und das als Projektionsfläche genutzte Gesteinsmaterial sowie die Position in der Landschaft als untrennbare kognitive Einheit betrachtet werden.Ziel des Forschungsvorhabens ist eine kohärente und systematische Untersuchung der Stelen in Hinblick auf ihre symbolische und gesellschaftliche Bedeutung, die handwerkliche Leistung der Künstler und das Netzwerk der interkulturellen Kommunikation zwischen atlantischen und mediterranen Regionen, das für einen kontinuierlichen Wissens- und Technologietransfer sorgte. Dies soll mit einem multidisziplinären Forscherteam und einem Instrumentarium welches digitale Dokumentation, Geo- und Materialwissenschaften, Petrologie, Experimentalarchäologie, Landschaftsanalyse (GIS), Netzwerkanalysen, Bildwissenschaften sowie kognitive und Sozialarchäologie umfasst, erreicht werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Portugal
Mitverantwortlich(e) Professorin Dr. Raquel Vilaça
 
 

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