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Theologischer Kommentar zum Alten Testament. Jesaja 55–66
Antragsteller
Professor Dr. Ulrich Berges
Fachliche Zuordnung
Katholische Theologie
Förderung
Förderung von 2021 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 446841844
Das Antragsziel besteht im Abschluss der Kommentierung des Buches Jesaja. Der noch ausstehende Band zu Jesaja 55–66 schließt das sechsbändige Gesamtwerk in der renommierten Reihe »Herders Theologischer Kommentar zum Alten Testament« (HThKAT) ab. Die ersten drei Bände zu Jes 1–39 oblagen Prof. Dr. Willem Beuken: Jes 1–12 (2003), Jes 13–27 (2007), Jes 28–39 (2010). Für die Kapitel 40–66 zeichnet der Antragssteller verantwortlich. Die Teilbände zu Jes 40–48 (2008) und Jes 49–54 (2015) sind bereits erschienen, wobei letzterer Band durch die Bewilligung der DFG Vertretungsprofessur im Dezember 2013 zeitnah fertiggestellt werden konnte. Mit einer neuerlichen Bewilligung wird die Arbeit an Jes 55–66 mit geschätzten über 600 Seiten erfolgreich beendet werden können. Dieser Band setzt nicht nur den Schlussstein in der Gesamtkommentierung, sondern dient auch dazu, die Pragmatik des Jesajabuches in den Blick zu nehmen. Erst vom Ende her kann die Theologie des Buches insgesamt verstanden werden. Der letzte Kommentarband komplettiert somit nicht nur die Exegese bis Jes 66,24, sondern arbeitet die leitenden Perspektiven und theologischen Kernpunkte des Jesajabuches heraus. Diese verdichten sich im letzten Hauptteil in folgender Weise: a. Die Zionstheologie des Buches findet seine Klimax in der Inszenierung des Heils auf Zion in Jes 60–62; b. der ethische Anspruch, den der Jerusalemer Prophet stark machte, kommt in der Sozial-und Kultkritik in Jes 56,9–59,21 erneut zu Geltung; c. der Gruppencharakter, der sich u.a. an Jesaja und seinen Schülern festmachte (vgl. 8,16–18), bricht sich in Aufnahme der Knechtslieder von Deuterojesaja in den »Knechten« in Tritojesaja seine Bahn. Das Volksklagelied in 63,7–64,11, das bewusst hinter das Gericht Gottes als Keltertreter gegen Edom (63,1–6) gesetzt ist, gibt den Anstoß zur definitiven Trennung von Gottesknechten und Gegnern in Jes 65–66. Die Knechtsgemeinde ist offen auf JHWH-Anhänger aus den Völkern (vgl. 56,1–8; 66,17–23), was eine deutliche Gegenposition zu Esra-Nehemia (auch Ezechiel) ergibt. In der aktuellen Forschungslage zur alttestamentlicher Prophetie spielen diese Kapitel des Jesajabuches eine zentrale Rolle, die mit einem Paradigmenwechsel einhergeht. Denn anders als zuvor angenommen (vgl. den Jesajakommentar von Duhm 1882) ist die nachexilische Schriftprophetie im Allgemeinen und »Tritojesaja« im Besonderen kein Phänomen des Verfalls, sondern ein ausgesprochen kreatives Unternehmen, das nicht von Einzelautoren (Epigonen), sondern nur von geschulten Literati geleistet werden konnte. Was für die Entstehung des Alten Testaments im Allgemeinen gilt, trifft für den letzten Teil des Jesajabuches in besonderer Weise zu. Je jünger die Texte sind, desto selbstreferentieller werden sie. Dieser Prozess der Schriftgelehrten Prophetie wird in der Kommentierung von Jes 55–66 exemplarisch deutlich.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen