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Zeit-Kontinuum und Zeit-Bewusstsein
Antragsteller
Professor Dr. Cord Friebe
Fachliche Zuordnung
Theoretische Philosophie
Förderung
Förderung von 2020 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 446878312
Wir erleben die Zeit offenbar als ein kontinuierliches Vergehen und die Gegenwart als auf vielfältige Weise ausgezeichnet: Sie trennt beispielsweise eine offene Zukunft, die von uns heute gestaltet werden kann, von einer feststehenden Vergangenheit, die sich nicht mehr ändern, höchstens anders interpretieren lässt. Doch seit den Zenonischen Paradoxien bis zu Einsteins Relativitätstheorien steht die Philosophie der Zeit immer wieder neu vor der Herausforderung, dass die objektive Welt möglicherweise gar keinen Raum lässt, weder für ein objektives Zeit-Vergehen noch für eine objektiv offene Zukunft. Den Zusammenhang zu klären zwischen Zeit-Ontologie und Zeit-Erfahrung, ist daher das Desiderat, gegenwärtig insbesondere für die analytische Philosophie.Lange vorherrschend war dabei der Versuch, die dynamische Zeit-Erfahrung in ein statisches Block-Universum friedlich einzufügen, doch in den letzten Jahren erleben dynamische Zeit-Ontologien eine Renaissance, wie etwa die „Growing Block Theory“, wonach Zukünftiges absolut nichts ist, sondern Gegenwärtiges je und je neu entsteht (und fortan besteht). Solche Theorien werden, vielleicht überraschenderweise, als durchaus vereinbar mit der aktuellen Physik behauptet, das Hauptmotiv liegt aber darin begründet, nur so unserer Zeit-Erfahrung wirklich gerecht werden zu können. Selbst die aussichtsreichsten dieser Ansätze jedoch – so der Ausgangspunkt des Projektthemas – haben ein bislang ungelöstes Problem mit der erlebten Kontinuität der Zeit: Die objektive Gegenwart hat anscheinend keinen unmittelbaren Nachfolger; sie kommt dadurch wohl nicht wirklich voran.Das Zeit-Kontinuum zu retten, ist also das Ziel. Hierzu sind andernorts revisionäre Ontologien raumzeitlicher Entitäten vertreten worden, die keine gewöhnlichen Objekte und Ereignisse mehr sein sollen, sondern eigentümlich andauernde Prozesse oder existentiell-produktive Dispositionen, deren Manifestationen unvermeidlich folgen. Die Projekt-Idee ist dagegen, Kants Auffassung der Zeit als ursprünglich reiner Anschauung zu aktualisieren. Auf diese Weise kommt ein grundlegend anderes Verständnis des (Zeit-)Kontinuums ins Spiel als dasjenige von Cantors Mengenlehre, auf der die vorliegenden existentiell-dynamischen Zeit-Ontologien unhinterfragt basieren. Anschauung aber ist bei Kant automatisch Anschauungs-Bewusstsein, sodass objektives Zeit-Kontinuum vom subjektiven Zeit-Bewusstsein abhängig wird.Mit Kant ursprünglich subjektive Zeit als Bedingung für die Gegenstände der Erfahrung anzusetzen, heißt, reales Zeit-Kontinuum ontologisch aus idealem Zeit-Bewusstsein abzuleiten. Dies steht gegen den üblichen Weg, das Zeit-Erleben ex-planatorisch durch objektives Zeit-Vergehen zu rechtfertigen. Darin besteht aktuell Kants „Kopernikanische Wende“. Doch wie ist diese Abhängigkeit genau zu verstehen? Also: Wie macht es das Bewusstsein, dass dynamisch Gegenwärtiges wirklich werden kann (und Zukünftiges möglich)?
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen