Die Integration prosodischer Struktur in computerlinguistische Grammatiken
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das Ziel dieses Projekts war die Integration von Sprachsignalen in computerlinguistische (LFG-) Grammatiken. Diese für viele Sprachen existierenden Grammatiken waren zuvor nur in Lage Input in Form von Text zu verarbeiten. Obwohl dies detaillierte linguistische Darstellungen ermöglichte, basierten diese eben nur auf, z.B., syntaktischen und semantischen Analysen des schriftlichen Inputs. In diesem Projekt wurde nun ein Weg aufgezeigt, wie diese Grammatiken auch gesprochene Sprache integrieren können. Dazu wurden zuerst Informationen aus dem Signal automatisch extrahiert und manipuliert. Diese Daten wurden dann in Form von Akzenten und prosodischer Phrasierung interpretiert, und mittels einer Repräsentation (dem sogenannten P-Diagramm) visualisiert. Ein lexikalischer Abgleich erlaubt darüber hinaus die Umwandlung von segmentbasierten Silben in morphosyntaktische Wörter, die dann von einer computerlinguistischen Grammatik dieser Sprache verarbeitet werden können. Dieser Grammatik wurde wiederum Zugang zu den Daten des P-Diagramms ermöglicht, so dass prosodische Information künftig als Teil der linguistischen Analyse verwendet werden können. Zu diesem Zweck wurden zwei Fallbeispiele verwendet: 1) Kasusambiguität im Deutschen, die insbesonders die prosodische Phrasierung verwendet um syntaktische Ambiguitäten aufzulösen, und 2) Urdu kya, das mit Hilfe eines Akzents zwischen einer Polar- oder Konstituentenfrage unterscheidet. Eine Evaluation des Systems zeigte gute Ergebnisse. Die hier vorgenommene Implementierung kann als eine Art Bauplan für die Integration von Sprachsignalen in computerlinguistische Grammatiken genommen werden. Das entstandene System wird auch bereits in einem weiteren Projekt verwendet und weiterentwickelt.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
-
The prosody-syntax interface: A computational implementation. In Proceedings of the LFG22 Conference, pp. 61–78
Bögel, Tina
