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Hallesche Pastoren in Pennsylvania, 1743–1825. Eine kritische Quellenedition zu ihrer Amtstätigkeit in Nordamerika
Antragsteller
Professor Dr. Thomas Müller-Bahlke
Fachliche Zuordnung
Frühneuzeitliche Geschichte
Förderung
Förderung von 2020 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 447118114
Die zu publizierenden Bände 5, 6 und 7 enthalten Briefe und andere Amtsdokumente von insgesamt 22 verschiedenen Pastoren: 93 Schreiben aus den Jahren 1744-1807 (Band 5), 105 Schreiben ebenfalls aus den Jahren 17 44-1807 (Band 6) sowie 194 Schreiben aus den Jahren 1743-1825 (Band 7). Auszüge aus einigen dieser Dokumente erschienen, editorisch bearbeitet, in der zeitgenössischen Missions- und Erbauungsliteratur. Der größte Teil des Quellenmaterials ist jedoch noch nie veröffentlicht worden. Eine komplett an notierte und kommentierte sowie mit detaillierten Registern ausgestattete Ausgabe in annähernd diplomatisch getreuer Wiedergabe existiert bislang nicht. Die drei Bände sind in mehrerlei Hinsicht von großem Wert für die Forschung:1. In den Dokumenten werden die schwierigen Arbeitsverhältnisse für die Pastoren, die sich aus der großflächigen Siedlungsstruktur der Gemeinden ergaben, deutlich. Aus diesen Bedingungen entwickelten sich gelegentlich gravierende Meinungsverschiedenheiten zwischen den Pastoren und ihren Gemeinden. Die Briefe zwischen 1754 und dem Beginn der Amerikanischen Revolution vermitteln plastische Eindrücke von dem Zusammenspiel makropolitischer Ereignisse und innergemeindlichen Entwicklungen. Neben Angaben zu Amtshandlungen finden sich Bemerkungen zu anderen Konfessionen und Weltanschauungen sowie Betrachtungen über Ereignisse und Entwicklungen in Politik und Gesellschaft, in Wissenschaft und Kultur.2. Der Band 7 markiert einen Perspektivenwechsel, weil hier alle Briefe der Direktoren der Glauchaschen Anstalten an die Pastoren in Pennsylvania veröffentlicht sind. Sie vermitteln nicht nur wichtige Informationen über die Vorstellungen der Halleschen Direktoren zu Pennsylvania und der Neuen Welt, sondern auch konkrete Angaben über die finanziellen Bindungen zwischen Halle und den lutherischen Gemeinden, vor allem über Umfang, Organisation und Verwendung der in Europa gesammelten Spendengelder für den Bau von Kirchen in den pennsylvanischen Gemeinden. Die Korrespondenz zeigt aber auch, wie schnell die intensiven Beziehungen zwischen den Pastoren und Halle/London nach dem Tod von Gotthilf August Francke und Friedrich Michael Ziegenhagen nachließen. Nach 1783 wurde der rege Austausch im Wesentlichen auf die finanziellen Belange reduziert.3. Die Korrespondenzen der Bände vermitteln einen lebhaften Eindruck davon, wie sich die religiösen und theologischen Anschauungen zwischen den Pastoren in Pennsylvania und den Theologen in Deutschland auseinanderentwickelten; immer wieder wurde der wachsende Einfluss neologistischer Tendenzen in Deutschland beklagt. Diese zunehmende Kluft erklärt auch die Zurückhaltung der Pastoren in Pennsylvania, Halle für die Besetzung vakanter Pfarrstellen um Hilfe zu bitten. Zudem verstärkte sie die Tendenzen der lutherischen Pastoren in Pennsylvania, die Entwicklung einer eigenständigen Kirche voranzutreiben und damit die pennsylvanischen Gemeinden aus der Abhängigkeit von Europa zu befreien.
DFG-Verfahren
Publikationsbeihilfen