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Integrierte Verarbeitung unterschiedlicher sozialer Bedrohungen? Eine Untersuchung der Spezifität eines allgemeinen erwartungsbasierten Systems mit elektrophysiologischen Markern

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 447356493
 
Soziale Bedrohungen, wie Ausschluss oder Kontrollverlust, werden von Stress- und Angstgefühlen begleitet und rufen palliative Reaktionen hervor. Aus der Sichtweise eines übergreifenden ‚Inconsistency Compensation Approach‘ geht die Ähnlichkeit der Antwortmuster darauf zurück, dass jeweils subjektive Erwartungen verletzt wurden. Diese Annahme konnten wir in früheren Studien mit ereigniskorrelierten Potentialen (EKPs) bestätigen: Die Verarbeitung verschiedener sozialer Bedrohungen, die in einem virtuellen Ballwurfspiel (Cyberball) erzeugt wurden, war mit dem Auftreten einer P3-Komponente verbunden. Die Ausprägung dieser Komponente erwies sich als Index für die erwartete Teilnahme und Kontrolle im Spiel, aber auch für die Anpassungsprozesse in Folge einer Verletzung dieser Erwartungen.In dem beantragten Forschungsprojekt soll die Spezifität eines allgemeinen erwartungsbasierten Systems mit Hilfe von EKP-Markern untersucht werden. Im Zentrum steht die Frage, ob eine getrennte Verarbeitung unterschiedlicher sozialer Bedürfnisbedrohungen erfolgt – oder ob eine Integration stattfindet. Ausgehend von einer Integrations-Hypothese nehmen wir an, dass die Erfahrung eines Ausschluss die nachfolgende Verarbeitung eines Kontrollverlusts beeinflusst, und umgekehrt.Dies soll in vier Cyberball-Studien geprüft werden, in denen EEG/EKP-Kennwerte und Fragebogenmaße erfasst werden. Im Fall einer Integration sollte die vorausgehende Erfahrung einer sozialen Bedrohung dazu führen, dass das Erwartungsniveau in folgenden sozialen Interaktionen reduziert ist. Unsere Vorbefunde legen nahe, dass der Einfluss der Vorerfahrung von der Selbstzuschreibung sozialer Macht abhängt. Letzteres kann über die vertikale Positionierung des Avatar der/des Teilnehmenden manipuliert werden: Eine inferiore - im Vergleich zur superioren - Positionierung geht mit einer geringeren Machtzuschreibung einher und reduziert die erwartete Teilnahme und Kontrolle. Wir nehmen daher an, dass diese Gruppe sensibler auf eine aversive Vorerfahrung reagiert und die Anpassung der Erwartung stärker ausgeprägt ist.Neben der Analyse der ereignisbezogenen Aktivität wird die frontale Alpha-Asymmetrie berücksichtigt, welche Veränderungen im motivationalen Zustand reflektiert. Wir nehmen an, dass sich die Anpassung von Erwartungsprozessen in einer Zunahme der rechts-hemisphärischen Aktivität ausdrückt, welche mit Vermeidungsverhalten assoziiert ist.Zusammengefasst soll unser Projekt durch die Kombination behavioraler und physiologischer Methoden tiefere Einblicke in die kognitiven Reaktionen ermöglichen, die durch Bedrohungen verschiedener sozialer Bedürfnisse ausgelöst werden. Wir gehen von Interaktionsprozessen in der sukzessiven Verarbeitung solcher Ereignisse aus, die auf die Aktivierung eines gemeinsamen kognitiven Mechanismus zurückgeführt werden können. Die primäre Funktion dieses Mechanismus ist die Kalibrierung von Erwartungen in sozialen Interaktionen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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