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Lautsphären des Mittelalters

Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 447681058
 
Das Netzwerk nimmt sich der Lautsphären mittelalterlicher Gesellschaften und den Methoden ihrer Erforschung an. Hinweise auf Laute finden sich zahlreich in den verschiedensten Quellengattungen, und sie belegen, wie wichtig es ist, diese Dimension der Epoche zu erschließen. Die methodischen Herausforderungen dieses Unterfangens ergeben sich nicht nur aus der Beschaffenheit flüchtiger Laute, sondern aus einer spezifischen Quellenlage, die von sehr unterschiedlichen Transformationsprozessen vom Laut hin zu dessen Medialisierung geprägt ist. Diese Prozesse variieren von Gattung zu Gattung und können sich auch quer zu Gattungs- und Disziplinengrenzen abspielen. Daher genügt es nicht, das Thema ausschließlich in den Bahnen einer Geschichte des Hörens zu konzeptionalisieren. Vielmehr will das Netzwerk der disziplinären Vielschichtigkeit des Phänomens gerecht werden und aus den Perspektiven der beteiligten Disziplinen in den Blick nehmen, welche Auswirkungen die verschiedenen Formen der Medialisierung von Lauten auf ihre Repräsentation und Funktion haben. Um die Vielfalt an Phänomenen analytisch zu erfassen, werden für die Netzwerkarbeit narrative, normierte und plausible Laute als analytische Kategorien zugrunde gelegt. Bei narrativen Lauten steht die Funktion des erzählten Lautes im Zentrum, in der Erzählung und der erzählten Wirklichkeit. Unter normierten Lauten verstehen wir diejenigen Medialisierungen, die zunächst auf eine Norm abzielen und deren Umsetzung ebenso erschlossen werden muss wie die Grundlagen ihrer Normierung. Die plausiblen Laute erschließen die Selektionsprozesse der Medialisierung und zielen auf das Aussparen und damit auf die Wertung bestimmter Laute ab. Im Ganzen erfährt der Aspekt des Hörens methodische Erweiterung, die als Grundlage des interdisziplinären Dialogs dienen soll. Dieser zielt auf die beiden großen Komplexe ‚Medialität/Intermedialität‘ und ‚akustische Räume‘ – beiden ist je eine große Fachtagung gewidmet. Gerade an den Schnittstellen verschiedener Medien – wie etwa zwischen Schrift und Bild oder Notation und Architektur – erweist sich die Brisanz des Themas Lautsphären. Gleiches gilt für die Überlappungszonen verschiedener, akustisch oder teilweise akustisch konzipierter Räume. Das Netzwerk bringt Wissenschaftler*innen unterschiedlicher Disziplinen (Geschichtswissenschaft, Germanistik, Musikwissenschaften, Kunstgeschichte, Byzantinistik, Latinistik) zusammen, um einen gemeinsamen Zugriff auf das Themenfeld zu erarbeiten. Es zielt darauf ab im Rahmen von vier Workshops und zwei Tagungen, einen fächerübergreifenden methodischen Zugang und ein Beschreibungsinstrumentarium für die mediävistische Lautsphärenforschung zu etablieren und zu erproben. Es soll eine Quellensammlung erstellt werden, in der Beispiele aus verschiedenen Gattungen präsentiert, übersetzt und kommentiert werden. Diese soll die Grundlage für die weitere Untersuchung akustischer Phänomene bieten.
DFG-Verfahren Wissenschaftliche Netzwerke
 
 

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