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Entwicklungstendenzen und Kontexte syrisch-christlicher antijüdischer Kontroversliteratur in Nordmesopotamien im 5.– frühen 6. Jh.

Fachliche Zuordnung Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Religionswissenschaft und Judaistik
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 447703075
 
Das Projekt widmet sich der Analyse der Kontexte und Entwicklungstendenzen der syrisch-christlichen antijüdischer Kontroversliteratur in Nordmesopotamien im 5.‒ frühen 6. Jh. Diese Polemik hat wegen sprachlicher Nähe des Syrischen zum jüdisch-babylonischen Aramäisch eine besondere Bedeutung, wurde aber in der Forschung weitgehend vernachlässigt. Als Hauptquellen des Forschungsvorhabens sollen einige bisher erforschte, zum großen Teil erst 2017 publizierte bzw. noch nicht herausgegebene Homilien des Jakob von Sarug (+ 521) und des Narsai (+ um 500) sowie ihre schon länger bekannten, aber ebenfalls nicht erforschten Adversus Judaeos-Werke dienen. Es muss untersucht werden, wie Narsai und Jakob die in den früheren syrischen Narrativen (z.B. in der Lehre des Addai, der Protonike- und der Kyriakoslegende) tradierten antijüdischen Motive rezipieren und modifizieren und ob bzw. wie diese Rezeption die späteren antijüdischen Narrative (z.B. die syrische Überlieferung des Transitus Mariä oder den syrischen Julianroman) beeinflusst. Die Kontextualisierung dieser Prozesse und der Adversus Judaeos-Schriften von Narsai und Jakob soll u.a. verdeutlichen, ob und in welchen Fällen diese Autoren Repräsentanten der jüdischen Religion, Judenchristen, judaisierende Heidenchristen oder als "Juden" polemisch bezeichnete Häretiker im Blick haben; in welchem Verhältnis ihre Polemik zum Vorgehen des christlichen Staates gegen die Juden und zu diesbezüglichen Ideologien und Theologien steht; und ob ihre unterschiedlichen Wirkungsorte (Römisches Reich [bei Jakob] versus Sassanidisches Reich [seit 489 bei Narsai]) und konfessionelle Zugehörigkeit (moderater "Miaphysitismus" [Jakob] versus "Nestorianismus" [Narsai]) auf ihre Polemik gegen die Juden Einfluss ausüben. Das Projekt leistet insofern Pionierarbeit, als es darin versucht werden soll, die reiche antijüdische literarische Produktion in syrischer Sprache im 5.‒6. Jh. zum ersten Mal als ein mehr oder weniger einheitliches Phänomen zu sehen und in ihren historischen Kontexten zu verorten. Dadurch soll eine bisher unerforschte und weitestgehend unbekannte Seite der jüdisch-christlichen Beziehungen in der Spätantike beleuchtet werden. Die erzielten Ergebnisse können außerdem für die Analyse der syrischen Polemik gegen den Islam verwendet werden, die der antijüdischen Kontroversliteratur in vielen Hinsichten verpflichtet ist. Die wissenschaftlichen Erträge sollen in einer Reihe von Publikationen veröffentlicht werden, die zu einer kleineren Monographie verbunden werden können.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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