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Mirobriga und Regina Turdulorum: Stadt und Land im fernen Westen des Römischen Reiches

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 447718941
 
Ziel des landschaftsarchäologischen Projektes ist die vergleichende Betrachtung zweier kleiner urbaner Zentren – Mirobriga (Lusitania) und Regina Turdulorum (Baetica) – und ihres Hinterlandes zwischen jüngerer Eisenzeit und der späten römischen Kaiserzeit (2. Jh. v. Chr. bis 3. Jh. n. Chr.). Der altertumskundliche Diskurs konzentrierte sich bislang vor allem auf die Städte, häufig ohne adäquate Berücksichtigung des zugehörigen Hinterlands. Die wichtige Rolle dieses Umlandes auch für die urbane Entwicklung außer Acht lassend, wurde oftmals ein Kontrast zwischen städtischen Zentren und ländlicher Peripherie konstruiert. In der Konsequenz erscheinen Städte, zumal wenn sie privilegiert waren, als weithin homogene Horte der ‚Romanitas‘, während dem Umland – davon isoliert – eine weitaus höhere Heterogenität und Vielfalt zugestanden wird, die von einer römisch geprägten Villenwirtschaft bis hin zur Resistenz der einheimischen Bevölkerung reichen kann. Mithilfe eines einheitlichen Methodenspektrums werden deshalb nun für zwei Modellregionen vergleichbare siedlungs- und landschaftsarchäologische Datenbestände erstellt, um diese künstlich erscheinende Trennung zwischen römischer Stadt und einheimischem Landleben zu überprüfen. Dabei werden an erster Stelle die wichtigsten Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Umgang mit den neuen sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Veränderungen zu identifizieren sein, die die Integration in das Römische Reich auch für den fernen Westen der Iberischen Halbinsel mit sich brachte. An zweiter Stelle ist sodann zu prüfen, ob die postulierte Ähnlichkeit der städtischen Zentren – privilegiert als municipia aber von einer überwiegend einheimischen Bevölkerung bewohnt - tatsächlich zutrifft und, falls dem so ist, Gemeinsamkeiten in der urbanen Entwicklung auch ähnliche Formen des Lebens im Umland implizieren. Die entscheidenden Betrachtungskategorien sind somit: 1. die Beziehung zwischen urbanen Zentren und Hinterland in wirtschaftlicher, kultureller und sozialer Hinsicht; 2. die sich durch die Entwicklung der Städte wandelnde (oder gleichbleibende) Landnutzung bzw. ländliche Produktionsweisen; 3. der Einfluss der nicht-städtischen Bevölkerung auf die neuen urbanen Zentren bzw. die Einflussnahme der Stadtbevölkerung auf das ländliche Leben, und der sich mit der römischen Herrschaft ergebende soziale Wandel. Dieser Forschungsansatz ist sowohl in Hinblick auf die Hispania Romana als auch aus einer reichsweiten Perspektive hoch innovativ, werden doch Stadt und Land nicht als getrennte Untersuchungsobjekte, sondern als auf das engste miteinander verbundene und sich gegenseitig beeinflussende Aktionsräume betrachtet. Dabei wird eine Vielzahl unterschiedlicher Arbeitsmethoden zur Anwendung kommen, die von der Fernerkundung, der geophysikalischen Prospektion und der Oberflächenbegehung bis hin zu kleineren diagnostischen Probegrabungen reichen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Österreich
Kooperationspartner Professor Dr. Günther Schörner
 
 

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