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Dichte Begriffe und Objektivität

Antragstellerin Dr. Irina Schumski
Fachliche Zuordnung Praktische Philosophie
Förderung Förderung von 2020 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 447910514
 
Ziel dieses Forschungsprojektes ist es, sich durch eine Untersuchung einer bestimmten Klasse normativer Begriffe – sogenannter "dichter Begriffe" – der Frage anzunähern, ob moralische Normen objektive Gültigkeit besitzen können und, wenn ja, in welchem Sinne.Während dünne Begriffe, wie z. B. "gut" oder "geboten", rein normativ sind, scheinen dichte Begriffe, wie z. B. "grausam", "mutig" oder "treu", deskriptive und normative Aspekte miteinander zu verbinden. Aufgrund der Tatsache, dass dichte Begriffe eine besonders feste – wenn nicht gar unauflösliche – Verknüpfung zwischen dem Sein und dem Sollen herzustellen scheinen, haben sich einige Philosoph*innen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (u. a. Philippa Foot, John McDowell, und Bernard Williams) auf diese Begriffe berufen, um zu zeigen, dass Werte und Normen objektiv sein können. Obwohl sie natürlich nicht die einzigen Objektivist*innen sind, scheint ihr Zugriff über die dichten Begriffe in besonderer Weise geeignet, um das Thema objektiver Werte und Normen in einer Zeit zu verhandeln, in der wir uns mehr denn je darüber bewusst sind, dass es viele verschiedene Moralvorstellungen gibt, die in teils fundamentalem Widerspruch zueinander stehen. Der Grund dafür ist, dass dichte Begriffe, anders als dünne Begriffe, in hohem Maße kulturspezifisch sind. Daher stellt sich in Verbindung mit ihnen nicht nur die Frage, ob es objektiv gültige moralische Normen gibt, sondern auch die ebenso wichtige Frage, auf welche Art von Objektivität wir bestenfalls hoffen können, wenn doch die Existenz der entsprechenden "Objekte" kulturabhängig zu sein scheint.Im Rahmen dieses Forschungsprojektes möchte ich dieser neuerdings in Verruf geratenen Zugangsweise zu der Frage der moralischen Objektivität neuen Auftrieb geben. Zu diesem Zweck werde ich mich zunächst mit den Argumenten derjenigen auseinandersetzen, die dem Versuch mithilfe dichter Begriffe die Objektivität der Moral zu verteidigen skeptisch gegenüberstehen. Das sind insbesondere die sogenannten Deflationist*innen bezüglich dichter Begriffe, die überzeugt sind, dass dichte Begriffe nicht inhärent – also ihrer Bedeutung nach – normativ sind, und also genauso wenig in der Lage sind die Brücke vom Sein zum Sollen zu schlagen, wie andere deskriptive Begriffe. Um dieser Skepsis etwas entgegenzusetzen, werde ich die zentralen Argumente der Deflationist*innen einer Kritik unterziehen. Aus dieser kritischen Diskussion hoffe ich zugleich Desiderata für eine zufriedenstellende nicht-deflationäre Theorie dichter Begriffe zu gewinnen. Im Anschluss wird es darum gehen, verschiedene nicht-deflationäre Theorien, die bisher vorgeschlagen worden sind, mit Blick darauf zu bewerten, wie gut ihre Auffassung vom Zusammenhang der zwei Bedeutungselemente dichter Begriffe die eben genannten Desiderata erfüllt. Meine Hypothese ist, dass eine inferentialistische Auffassung von diesem Zusammenhang im Vergleich am besten abschneidet.
DFG-Verfahren WBP Stipendium
Internationaler Bezug Großbritannien
 
 

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