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Verläufe von Konflikten: Die Dynamik der Argumentation im UN Sicherheitsrat

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 448421842
 
Konflikte sind inhärent dynamische Prozesse. Positionen verschieben sich, Kontexte ändern sich, Fraktionen und Verbünde formieren sich neu, und selbst wenn alles andere stabil scheint, ändert sich die Sprache, mit der Konflikte formuliert werden - im gewählten "framing", in den Nuancen und in der Emotionalität. Unser Ziel ist, diese Dynamik zu verstehen und die Erkenntnisse anhand großer Textmengen zu validieren.Wir entwickeln neue, integrative theoretische Ansätze und wenden diese an, um einerseits die sprachlichen Darstellungsweisen von Konflikten zu verstehen und andererseits ihre Verläufe in der Zeit, hinsichtlich der zugrunde liegenden Positionen und ihrer Formulierung. Dafür wählen wir kein eng begrenztes Feld spezifischer Konflikte aus, sondern mit dem UN Sicherheitsrat ein Organ von höchster Bedeutung. Dabei ist das Ziel, nicht nur ein einzelnes Thema oder einen Zeitabschnitt herauszugreifen, sondern die konfliktbezogenen Aktivitäten des Rats in seiner ganzen Breite in den Blick zu nehmen: ein Textkorpus von fast 1 Mio Wörtern. Unsere Untersuchungen der nahezu täglichen Sitzungen über 25 Jahre hinweg sollen sowohl für Geopolitik-Spezialisten als auch für die Öffentlichkeit herausarbeiten, wie Konflikte im Rat entstehen und sich entwickeln. Dazu verbinden wir Analysen lokaler diskursbezogener Sprachmerkmale (wie Vagheit oder Emotionalität) mit strukturellen Modellen der rechtfertigenden und begründenden Rede, wobei besondere Aufmerksamkeit auf die Bedeutung des "framing" gerichtet wird. Unsere Modellierung von Konfliktverläufen soll die Dynamik der Interaktionen zwischen diesen Merkmalen erfassen, so dass erstmals eine Dokumentation der Veränderung der Sprachverwendung in den bearbeiteten Konflikten gleichzeitig im Detail und im großen Maßstab entsteht. Unser Vorhaben ist das erste, das die Sprache von Konflikten mit Methoden der Verarbeitung von "big data" adressiert. Wir werden computerlinguistische Verfahren einsetzen, doch das Hauptinteresse besteht in der Entwicklung grundlegender Theorie, analytischer Ansätze, sowie der zugrunde liegenden Datensätze, die im Anschluss dann für weitere komputationelle Analysen zur Verfügung stehen werden. Sie sollen innovative Untersuchungen in den Politikwissenschaften und den Internationalen Beziehungen ebenso ermöglichen wie Anwendungen für die Diplomatie, geopolitische Analyse, und die breite Öffentlichkeit.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Großbritannien
Kooperationspartner Professor Chris Reed, Ph.D.
 
 

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