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Technologie trifft auf Zeugnisse [TTZ] – Ein internationales und interdisziplinäres Netzwerk zur Erforschung von Zeugnissen Holocaust Überlebender

Antragstellerin Professorin Dr. Anja Ballis
Fachliche Zuordnung Bildungssysteme und Bildungsinstitutionen
Förderung Förderung von 2020 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 448804276
 
Überlebende spielen eine wichtige, wenn auch nicht unhinterfragte Rolle bei der Vermittlung von Holocaust und NS-Verbrechen. Mit dem Ableben der letzten Überlebenden wird die Phase, in der sie ihre eigene Lebensgeschichte erzählen und bezeugen können, in absehbarer Zeit zu Ende gehen. Seit einigen Jahren wird deshalb intensiv die Frage diskutiert, wer dann an Stelle der Zeug(inn)en treten wird. Technologischer Fortschritt ermöglicht und begünstigt die Entwicklung von digitalen 3-D Zeugnissen. Darunter versteht man, dass die Lebensgeschichten in (stereoskopischem oder multiskopischem) 3-D Format abgefilmt und anschließend mit einer interaktiven Komponente ausgestattet werden. Während des Produktionsprozesses beantworten die Überlebenden in der Regel zwischen 1.000 und 2.000 Fragen. Mit Hilfe von Spracherkennung werden diese Fragen und die entsprechenden Antworten so verarbeitet, dass die Nutzer(innen) eines solchen digitalen 3-D Zeugnisses eine gespeicherte Antwort des Überlebenden erhalten, wenn ihre Frage zu einer aufgenommenen Antwort passt.Diese Form von Zeugnissen kann in den USA (Skokie), in Großbritannien (Laxton) und in Deutschland (Berlin, München) eingesehen werden. Bisher ist wenig darüber bekannt, wie dieses auf Technologie basierende Format auf Besucher(innen) von Museen und KZ-Gedenkstätten sowie Schüler(innen) wirkt.Anliegen und Ziel des internationalen und interdisziplinären Netzwerks ist es, empirisch belegte und vergleichende Einsichten in die Wirksamkeit digitaler 3-D Zeugnisse zu gewinnen. Da weltweit nur wenige Forscher(innen) zu diesem Thema arbeiten, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen dem US-amerikanischen, dem britischen sowie dem deutschen Team erstrebenswert. In den geplanten vier Workshops werden quantitative und qualitative Instrumente entwickelt und kritisch vor dem im Netzwerk vertretenen Disziplinen diskutiert, sowie Befragungen an Schulen, in Museen und an Gedenkstätten vorbereitet und durchgeführt. Auf diese Weise wird ein vielfältiges Set von Methoden entwickelt, um verlässliche Aussagen über den ‚Bildungswert‘ von interaktiven 3-D Zeugnissen im Vergleich zu analogen Zeitzeug(inn)engesprächen treffen zu können. Zusätzlich werden Schlussfolgerungen für das Lehren und Lernen zu Holocaust und NS-Verbrechen gezogen. Mit Blick auf den digitalen und historischen Diskurs sind theoretische Erkenntnisse im Zusammenspiel von Technologie und Zeugnis hinsichtlich der Aspekte Visualisierung und Interaktion zu erwarten.Die Ergebnisse des Forschungsnetzwerks werden in einer Publikation gebündelt, die wie folgt strukturiert ist: (1) Entwicklung empirischer Instrumente und daraus resultierende Ergebnisse, (2) Konsequenzen für das Lehren und Lernen über den Holocaust in verschiedenen Kontexten und (3) theoretische Rahmung der Interaktion mit digitalen 3-D Zeugnissen. Zudem werden die Ergebnisse auf interdisziplinären Konferenzen diskutiert und fließen in die universitäre Lehre in Deutschland, Großbritannien und den USA ein.
DFG-Verfahren Wissenschaftliche Netzwerke
 
 

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