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Relikte der historischen Landnutzung als Elemente von Bodenlandschaften - Verbreitung, Eigenschaften und Funktionen von anthropogenen Kleinreliefformen und Böden am Beispiel zweier Einzugsgebiete in Ostbayern
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professor Dr. Thomas Raab; Dr. Anna Schneider
Fachliche Zuordnung
Physische Geographie
Förderung
Förderung seit 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 448807789
Die menschliche Besiedelung und Nutzung von Landschaften manifestieren sich in direkten und indirekten Veränderungen von Landoberfläche und Böden. Anthropogene Kleinreliefformen sowie die mit ihnen vergesellschafteten Böden sind bisher wenig beachtete, wertvolle Archive für die Untersuchung von Landnutzungsgeschichte und Landschaftsentwicklung, nehmen zudem aber auch aus ökologischer Sicht eine Sonderstellung ein. In Gebieten mit hoher räumlicher Dichte solcher Landnutzungsrelikte (LNR) ergibt sich aus den abweichenden Standorteigenschaften eine sehr kleinstrukturierte Bodenlandschaft mit hoher räumlicher Variabilität von Bodenstratigraphie und -eigenschaften (LNR-Bodenlandschaft). Während die Morphologie anthropogener Kleinreliefformen mit zunehmender Verfügbarkeit hochaufgelöster digitaler Geländemodelle (DGM) mehr und mehr untersucht wird, ist zu Verbreitung und Eigenschaften von LNR-Böden und LNR-Bodenlandschaften bis heute nur wenig bekannt.Das Hauptziel des Projekts ist es, die Verbreitung, die Eigenschaften und die landschaftsökologische Funktionalität von Relikten der historischen Landnutzung in Waldgebieten mit dynamischer Landnutzungsgeschichte zu charakterisieren. Dazu werden in drei Arbeitspaketen 1) anthropogene Kleinreliefformen als LNR großflächig erfasst und im Vergleich zu Hintergrundinformation zum Natur- und Kulturraum interpretiert; 2) die Bodeneigenschaften von LNR und Referenzböden in ausgewählten Teiluntersuchungsgebieten kartiert und analysiert und 3) in Kombination der bodenkundlichen Befunde aus (2) mit Kartierungsergebnissen aus (1) die Auswirkungen der LNR-Böden und –Kleinreliefformen auf den Bodenwasserhaushalt auf der Skala eines Kleineinzugsgebiets bewertet. Das Arbeitsprogramm kombiniert die GIS-gestützte Analyse von DGM und weiteren räumlich aufgelösten Daten, sedimentologisch-bodenkundliche Feld- und Labormethoden und Anwendungen eines numerischen Simulationsmodells.Als Gesamtuntersuchungsgebiet des Projekts werden beispielhaft die Einzugsgebiete der nordbayerischen Flüsse Vils und Pfreimd sowie die dazwischen liegenden Waldgebiete bearbeitet. Das Gebiet eignet sich besonders durch die lange, abwechslungsreiche Landnutzungsgeschichte und den vielfältigen Naturraum zur Bearbeitung der Fragestellung. Die DGM-basierte Kartierung von LNR erfolgt für das gesamte Gebiet (ca. 2000 km2), die detaillierte Kartierung, Analyse und flächige Darstellung der Bodeneigenschaften in Abhängigkeit von LNR konzentriert sich auf sechs Teiluntersuchungsgebiete (jeweils zwei Flächen < 10 km2 in drei naturräumlichen Teilregionen des Untersuchungsgebiets), und die Bewertung der Einflüsse der LNR auf Bodenwasserverhältnisse erfolgt für eines der Teiluntersuchungsgebiete sowie das umgebende Kleineinzugsgebiet (<100 km2). Ziel der Kombination von großflächiger Kartierung und kleinräumiger Detailuntersuchung ist es, die flächige Verbreitung und Relevanz der festgestellten Bodenveränderungen auch auf der Landschaftsskala zu bewerten.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen