Kosmos/Ornatus. Ornamente als kosmologische Erkenntnisformen - Persien und Frankreich im Vergleich (12.-14. Jahrhundert)
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die Gruppe hat Ornamente in nahöstlichen und westeuropäischen Bildkulturen verglichen, kontextualisiert und in gemeinsamen Traditionen verortet, um sowohl Universalisierungen der Funktion von Ornamenten als auch Oppositionen von christlichen und islamischen Bildkulturen zu widerlegen. Dazu hat sich eine funktionsorientierte Analyse als vielversprechender erwiesen als der zunächst angedachte Fokus auf die Bedeutung von Ornamenten. Denn es wurde deutlich, dass deren vielzitierte Bedeutungslosigkeit häufig im Sinne einer losen und lösbaren Verbindung zur Bedeutung zu verstehen ist, die erklärt, warum eine Verallgemeinerungen ihrer Bedeutung so problematisch und die jeweilige Kontextualisierung etwa in materiellen, räumlichen und institutionellen Zusammenhängen unabdingbar sind. So konnte Simon Rettig z.B. strukturierende und leserleitende Funktionen von Ornamenten in persischen Manuskripten nachweisen, Margaret Shortle konnte zeigen, dass Ornamente in Ḥâfeẓ-Manuskripten weniger Inhalten, sondern poetischen Verfahren - insbesondere der Inszenierung von Instabilität - entsprechen und Isabelle Dolezalek zeigte in ihrer 2013 abgeschlossenen Dissertation, dass arabische Inschriften auf normannischen Gewändern nicht unbedingt zu lesen, sondern als Dokumentationen eines mündlichen Sprechaktes anzusehen sind. Zugleich rückte in funktionsorientierten Analysen in den Blick, wie sich Funktionen von Ornamenten in Transferprozessen verändern und inwiefern zugleich Transfergeschichten die Funktion von Ornamenten prägen. Im Hinblick auf die Methodik des Vergleichs hat das Projekt Verschränkungen vergleichender und transferanalytischer Methoden diskutiert und erprobt. So zog z.B. Vera Beyer in ihrer Habilitationsschrift als "tertia comparationis" historische Topoi mit inter- und differierende Rezeptions- und Transformationsgeschichten heran, durch die Universalisierungen und Abgrenzungen, die frühere vergleichende Ansätze so problematisch machten, konterkariert werden konnten. Anhand von Darstellungen des Vorhangs vor dem Thron Gottes beispielsweise wurde so beispielsweise gezeigt, dass ornamentale Unräumlichkeit im persischen Kontext des 15. Jahrhunderts mit einer Annäherung an Gott assoziiert wurde, während die Annäherung an den Thron Gottes im niederländischen Kontext derselben Zeit vielmehr mit der Öffnung einer ornamentalen Oberfläche assoziiert wurde.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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„Signifikante Uneinheitlichkeit. Verhältnisse von Bildfeld und Randillustration in persischen und niederländischen Manuskripten“, in: Das Bild im Plural, hrsg. v. David Ganz u. Felix Thürlemann, Berlin 2010, S. 67-86
Vera Beyer
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„Durch Blicke? Perspektiven auf Gott in persischer und niederländischer Buchmalerei des 15. Jahrhunderts“, in: Sehen und Sakralität in der Vormoderne, hrsg. v. David Ganz u. Thomas Lentes, Berlin 2011, S. 134-163
Vera Beyer
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Ornament: Motiv – Modus – Bild. München 2012
Vera Beyer u. Christian Spies
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Themenheft Contextualising Choices. Islamicate Elements in European Arts, Medieval History Journal 2/2012
Vera Beyer, Isabelle Dolezalek u. Monika Juneja (eds.)
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„Das Kleinkarierte lesen. Zum Verhältnis von Ornament und Figur in persischen und niederländischen Bildern um 1400“, in: Beiträge zur Islamischen Kunst und Archäologie 3, hrsg. v. Lorenz Korn und Anja Heidenreich, Wiesbaden 2012, S. 266-291
Vera Beyer
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„Textile Connections? Two Ifrīqiyan Church Treasures in Norman Sicily and the Problem of Continuity across Political Change“, in: Al-Masaq: Islam and the Medieval Mediterranean, hrsg. v. Alex Metcalfe u. Mariam Rosser-Owen, 25/1, 2013, S. 92- 112
Isabelle Dolezalek
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„When Love and Madness Converge: A Cross-Cultural Analysis of Lovesickness”, in: Merely a Madness? Defining, Treating and Celebrating the Unreasonable, hrsg. v. Daniela Fargione u. Johnathan Sunley, Oxford 2013, S. 145-167
Nicoletta Fazio
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‘Comparing Forms, Contextualising Functions. Arabic Inscriptions on Textiles of the Norman King William II and Fatimid Ṭirāz’, in: Oriental Silks in Medieval Europe, Riggisberger Berichte, 21, Hg. Juliane von Fircks, Regula Schorta, Riggisberg, 2016
Isabelle Dolezalek
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„A Timurid-like Response to the Qur’an of Gwalior? Manuscript W563 at the Walters Art Museum, Baltimore”, in: Le coran de Gwalior : Polysémie d’un manuscrit à peintures, Monique BURÉSI et Eloïse BRAC DE LA PERRIÈRE (dir.). (Orient et Méditerranée 19). Paris, Éditions de Boccard, 2016, p. 191-205. - ISSN 2101-3195 - ISBN 978-2-7018-0443-9
Simon Rettig