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Religion als Ressource und Risiko. Eine empirisch-longitudinale Erhebung der Bedeutsamkeit von Religiosität für die Lebensbewältigung und Integration geflüchteter Jugendlicher

Fachliche Zuordnung Evangelische Theologie
Katholische Theologie
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 448968120
 
In der öffentlichen Diskussion wird die Bedeutung der Religiosität von zugewanderten Geflüchteten zugleich über- und unterschätzt. Sie wird überschätzt als angstbesetztes Kernmerkmal, insbesondere wenn es sich um Muslime handelt, und unterschätzt in ihrer möglichen lebens- und integrationsfördernden Funktion. Es fehlt bislang an empirischer Forschung, um die tatsächliche (ambivalente) Rolle der Religiosität von Geflüchteten sowie deren Entwicklung bzw. Veränderung im Lauf ihres Lebens in Deutschland besser einschätzen zu können. Mit einem Fokus auf Jugendliche (von 16-24 Jahren) aus drei exemplarischen Hauptherkunftsländern soll dieses Forschungsdefizit durch eine empirisch-quantitative explorative Längsschnittstudie mit N(t1)=480 über drei Messzeitpunkte (mit jeweils 6 Monaten Abstand über die ersten ein bis zwei Jahre nach Ankunft in Deutschland) hinweg bearbeitet werden. Zentrale Konstrukte sind die Religiosität (im Wesentlichen nach Huber) und die Lebensbewältigung (nach Bönisch), wobei zwei ihrer Subdimensionen im Abgleich mit Aspekten der Sozialintegration (nach Esser) konzeptualisiert werden. Gefragt wird nach den Wechselbeziehungen zwischen Religiosität und Lebensbewältigung im Zeitverlauf, die beide als abhängige Variablen von Person- und Umweltfaktoren (Familiensituation, Wohnsituation usw.) modelliert werden. Die Fokussierung auf das aus der Sozialpädagogik stammende Konzept der Lebensbewältigung hat den Vorteil, dass in ihm individuell-persönliche Faktoren für ein gelingendes Leben im Blick sind, die auch unabhängig vom Ziel einer langfristigen Integration relevant sind. Die Untersuchung baut auf einer vom Erstantragsteller durchgeführten, von der Staedtler-Stiftung geförderten mehrmethodischen Querschnittstudie auf, die in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi) in Bamberg durchgeführt wurde. Die Kooperation mit dem LIfBi soll auch für das hier beantragte Projekt fortgesetzt werden. Die hier beantragte Studie versteht sich als thematisch fokussierte Ergänzung der am LIfBi angesiedelten longitudinalen ReGES-Studie (Refugees in the German Educational System), in der Religion nur unzureichend berücksichtigt wird. Dementsprechend werden etliche (erprobte) Erhebungsinstrumente aus ReGES übernommen; die wissenschaftliche Leiterin von ReGES und Geschäfsführerin des LIfBi, Dr. Jutta von Maurice, sowie der Längsschnittexperte der Uni Bamberg, Prof. Dr. Claus Carstensen, haben zudem zugesagt, das Projekt in einem Beirat zu unterstützen (siehe Letter of Intent im Anhang). Auch alle weiteren Erhebungsinstrumente sind entweder etabliert oder haben sich in der Staedtler-Studie bewährt. Wir erwarten, dass die Ergebnisse der Studie Hinweise geben, inwiefern die Religiosität geflüchteter Migrant*innen in Betreuungs-, Bildungs- und Erziehungsprozessen sowie in der Gestaltung politischer, administrativer und organisatorischer Rahmenbedingungen gefördert oder präventiv bzw. interventiv bearbeitet werden sollte.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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