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Die Latrine von Rottenburg a.N. in ihrem städtebaulichen und kulturhistorischen Kontext

Fachliche Zuordnung Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 449125174
 
Die Beantwortung von urbanistischen und bauhistorischen Fragestellungen steht in den Nordwestprovinzen des Römischen Reiches vor einer schwierigen Ausgangslage. Weil zahlreiche antike Siedlungen dieser Region durch die Bausubstanz der modernen Ortschaften überdeckt wurden, ist die Anzahl systematischer Flächengrabungen, die für die Annäherung an städtebauliche Aspekte unerlässlich sind, äußerst gering. Eine besondere Bedeutung kommt vor diesem Hintergrund einer solchen Flächengrabung am Martinshof in Rottenburg a.N. (antik Sumelocenna) zu, die in den Jahren von 1986 bis 1991 stattgefunden hat, aber bis dato lediglich in diversen Vorberichten publiziert wurde. Dabei haben die auf einer Fläche von 2000 m2 durchgeführten Ausgrabungen einen bedeutenden Ausschnitt des antiken Stadtgebietes von Sumelocenna freigelegt und Bauphasen vom 1. Jh. n. Chr. bis in nachantike Zeit angetroffen. Im Zentrum des Areals hat sich außerdem ein einzigartiges Gebäudeensemble erhalten, das aus einer reich ausgestatteten öffentlichen Latrine, einer Thermenanlage und einem luxuriösen Peristylgebäude besteht. Die primären Ziele des beantragten Forschungsprojekts liegen in der Vorlage der Ausgrabungsergebnisse im Umfeld der ungewöhnlich großen und gut erhaltenen Latrine, womit ein unverzichtbarer Referenzpunkt für die Erforschung der materiellen Kultur in den Nordwestprovinzen geschaffen wird. Über digitale Rekonstruktionen soll außerdem ein Überblick über die wichtigsten Bauphasen gewonnen und der Befund anschließend über eine vergleichende Betrachtung in die kaiserzeitliche Architektur- und Städtebaugeschichte nördlich der Alpen eingeordnet werden. Dabei ist u.a. nach den Hintergründen für die außergewöhnlich reiche Ausstattung der Latrine in Sumelocenna zu fragen: wurde hiermit der Ort besonders ausgezeichnet oder handelt es sich um einen Zustand, der andernorts nur nicht adäquat erhalten geblieben ist? Die Voraussetzungen für die Wiederaufnahme der Publikationsarbeiten in Rottenburg sind derzeit aus mehreren Gründen besonders günstig: erstens liegen alle Daten der vorbildlich durchgeführten Ausgrabungen sortiert und griffbereit vor, so dass einer Überführung in eine digitale Grabungsdatenbank nichts im Wege steht. Zweitens hat sich durch neue Entdeckungen die Forschungssituation in den Nordwestprovinzen seit der Ausgrabung am Martinshof bedeutend gebessert. Drittens konnte gemeinsam mit dem zuständigen Landesamt für Denkmalpflege in Tübingen ein interdisziplinäres Forscherteam zusammengestellt werden, das auf die Eigenheiten des Rottenburger Befundes besonders gut zugeschnitten ist. Das Forschungsprojekt ist als Kooperation des Instituts für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie und Provinzialrömische Archäologie der LMU München und des Instituts für Klassische Archäologie der JGU Mainz konzipiert. Neben dem Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg konnte ferner das Römisch-Germanische Zentralmuseum in Mainz (RGZM) als zusätzlicher Projektpartner gewonnen werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner Professorin Dr. Alexandra Busch; Dr. Marc Heise; Professor Dr. Johannes Lipps
 
 

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