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Lotharingien und das Papsttum. Interaktions-, Integrations- und Transformationsprozesse im Spannungsfeld zwischen zentraler Steuerung und regionaler Eigendynamik (11. – Anfang 13. Jahrhundert) [INTERLOR]

Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 449161444
 
Die Herausbildung einer in ihrem Inneren weitgehend homogenen Lateinischen Kirche unter der Führung des römischen Bischofs ist ein zentrales Thema der europäischen Integrationsgeschichte im Mittelalter. Wesentliches Kennzeichen dieser Entwicklung ist der sukzessive Aufbau einer zentralen normsetzenden Autorität im Dialog zwischen Rom und den Regionen. Die Forschung hat solche binären Prozesslogiken und die vom Papsttum eingesetzten Instrumente in den letzten Jahren paradigmatisch untersucht, dabei aber v.a. die Entwicklungen in den Peripherien betont. Mit der Lotharingia, steht nun erstmals eine Kernregion des ehemaligen Karolingerreiches im Fokus der Betrachtung, von der entscheidende Impulse zur Kirchenreform ausgegangen seien. Die Lotharingia bildet in der Tat wegen ihrer Grenzlage zwischen dem römisch-deutschen Reich und Frankreich eine Region mit wechselnden politischen und kulturellen Prägungen und damit eine Kontakt- und Transferregion mit ausgesprochener Eigendynamik. Ziel des Vorhabens ist die Erforschung der Interaktionen und Wechselwirkungen zwischen Lotharingien und dem Papsttum von der Mitte des 11. bis zum Anfang des 13. Jahrhunderts. Es wird untersucht, welche spezifischen Formungsprozesse der spätestens seit der Mitte des 11. Jahrhunderts intensive Romkontakt in der Region angestoßen hat und ob umgekehrt regionale Impulse in die römisch geprägte Lateinische Kirche gelangten. Die Innovationskraft des Projektes besteht nicht nur in der Analyse des Integrationsprozesses der mittelalterlichen Papstkirche in einer nationale Begrenzungen bewusst überschreitenden, geradezu europäischen Perspektive, sondern auch in der neuen Betrachtungsweise der Erforschung der päpstlichen Interventionen als Antwort auf regionale Impulse oder Widerstände. Dazu werden vergleichend zwei Kathedralstädte Lüttich und Metz, die Etablierung der neuen Orden des 12. Jahrhunderts, die Wirkung der Kontakte zum Papsttum auf die weltlichen Eliten der Region sowie die Rezeption und Nutzung von Interaktionen mit dem Papsttum in ihrer langfristigen Wirkung untersucht. Dadurch können die sich aus der Interaktion mit dem Papsttum ergebenden Transformationsprozesse der institutionellen, herrschaftlichen und identitären Strukturen einer Region näher beschrieben werden, insbesondere vor dem Hintergrund eines heute stärker betonten, breiten Verständnisses der "Gregorianischen Reform" mit ihren weitgefächerten gesellschaftlichen Implikationen. Die Zusammenarbeit der Standorte Aachen und Luxemburg ist mit Blick auf den Untersuchungsraum und die Überlieferungssituation geboten, der Anschluss an die internationale Papstgeschichtsforschung, insbesondere im Bereich der Grundlagenforschung, der digitalen Erfassung und Erforschung des Quellenmaterials und des vergleichenden Ansatzes durch die enge Kooperation mit den orbis-umspannenden Regesta Pontificum Romanorum an den Standorten Erlangen-Nürnberg und Göttingen sichergestellt.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Luxemburg
Partnerorganisation Fonds National de la Recherche
Kooperationspartner Professor Dr. Michel Margue
 
 

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