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Kolophone in deutschsprachigen Handschriften des Mittelalters
Antragstellerin
Professorin Dr. Margit Dahm
Fachliche Zuordnung
Germanistische Mediävistik (Ältere deutsche Literatur)
Förderung
Förderung seit 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 449436113
Das beantragte Fortsetzungsprojekt hat wie das laufende Projekt die systematische Erfassung und Erforschung von Kolophonen in deutschsprachigen Handschriften des Mittelalters zum Ziel, um darüber Erkenntnisse über die für die mittelalterliche Textproduktion zentrale Instanz der Schreiber und Schreiberinnen zu gewinnen. Kolophone, also Schreiberzusätze, die zumeist am Ende von Handschriften respektive der enthaltenen Texte stehen, enthalten meist pragmatische Informationen zur Entstehung der Handschrift, v.a. die Namen der Schreibenden sowie Entstehungsort und -zeit. Darüber hinaus finden sich in Kolophonen auch verschiedene Formen der Kommentierung, etwa zur Person der Schreibenden oder zur Schreibtätigkeit. Damit erweisen sich Kolophone als besondere textuelle Freiräume der Schreibenden und als wichtige Quellen für deren Text- und Selbstverständnis. Nach wie vor fehlen in der germanistischen Forschung eine Dokumentation des Kolophonbestands in deutschsprachigen Handschriften wie auch Forschungsarbeiten, die sich systematisch mit Kolophonen jenseits ihres kodikologischen und biographischen Aussagegehalts befassen. Um diese Forschungslücke zu schließen, wurden im Rahmen des laufenden Projekts die Kolophone eines signifikanten Teilbestands des deutschsprachigen Handschriftenerbes des 12.-15. Jhs. erfasst, mit verschiedenen Metadaten, Annotationen und Kategorisierungen versehen und in einer digitalen Datensammlung zusammengeführt. Zur Auswertung der Daten wurde eine Web-App mit spezifisch zugeschnittenen Auswertungsmöglichkeiten verschiedenster, auch inhaltlicher Kategorien konfiguriert, die ab Sommer 2024 Open Access verfügbar sein wird. Im Rahmen des Fortsetzungsprojekts soll eine quantitative und qualitative Erweiterung des Forschungsprogramms vorgenommen werden. Erstens sollen die Erschließung auf weitere Bereiche des deutschsprachigen Handschriftenerbes ausgeweitet und Handschriften nach 1500 erschlossen werden; angestrebt ist auch eine Vervollständigung der Bilddokumentation. Zweitens soll auf Grundlage der vorhandenen Infrastruktur eine vergleichende Untersuchung von Kolophonen in einem aussagekräftigen Auswahlkorpus von Drucken des 15. Jahrhunderts durchgeführt werden. Durch den Vergleich der Kolophone in Handschriften und Inkunabeln lassen sich Kontinuitäten und Veränderungen in Inhalten und Gestaltung dieser Paratexte nachvollziehen. Damit werden buchgeschichtlich orientierte Fragestellungen adressiert und weiterführende Erkenntnisse zu den Interferenzen und zwischen Handschrift und frühem Druck wie auch zum kulturhistorischen Vergleich der Instanzen Schreiber und Drucker in der Zeit des Medienwandels ermöglicht. Zum dritten sollen weiterführende Instrumente für die Auswertung der Forschungsdaten in der Datenbank/Web-App eingerichtet und die bereits etablierte Kooperation mit zentralen Forschungsrepositorien wie Handschriftencensus und Handschriftenportal zwecks wechselseitiger Dokumentation von Forschungsdaten ausgebaut werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen