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Ein 'hebräischer Dante': Mose da Rietis "Miqdash Me'at", kultureller Hintergrund und Rezeptionsgeschichte

Fachliche Zuordnung Religionswissenschaft und Judaistik
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 449507482
 
Mose ben Yitzhaq von Rieti (Mosè di Gaio, Rieti 1388-Rom, vor 1466) war der wichtigste jüdisch-italienische Philosoph und Dichter der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Sein Hauptwerk, Miqdash Me'at (Kleines Heiligtum), ist ein Gedicht von etwa 5000 hebräischen Versen in Terza Rima (das Versmaß in Dantes Divina Comedia) mit religiösem, wissenschaftlichem und philosophischem Inhalt. Rieti verwendet eine Unterteilung, die den verschiedenen Bereichen des Jerusalemer Tempels entspricht, und erläutert zunächst die profanen oder "äußeren" Wissenschaften des mittelalterlichen Triviums und Quadriviums. Er bezieht sich insbesondere auf verschiedene Denker der Antike, wie Aristoteles, Euklid, Ptolemäus und Porphyr, sowie auf arabische (al-Fārābi, al-Ghazālī, Avicenna, Averroes) und jüdische (Gersonides) Philosophen. Sein Hauptbezugspunkt ist Maimonides, der die profanen Wissenschaften mit der Tora „versöhnte“. Die Poesie nimmt unter allen Disziplinen einen besonderen Platz ein, da sie die Liebe des Autors zur intellektuellen Kontemplation zum Ausdruck bringt. Ein anderer Abschnitt der Arbeit enthält eine Beschreibung des Paradieses, die sowohl in der allgemeinen Inspirationan Dante erinnert, als auch Elemenerte aus der jüdischen literarischen Tradition verwendet.Rietis Werk ist Teil einer späten jüdisch-italienischen Arbeit philosophischen Richtung, die der Philosoph Judah Romano (ca. 1293 - nach 1330) initiiert hatte. Sie verbindet die Bedeutung von Maimonides rationalistischer Philosophie mit neo-platonischen Elementen aus dem Liber de causis. Das Konzept des Wissensverlust und der möglichen Wiedererlangung durch semi-prophetische Visionen dieser Schule findet in Rietis Werk Ausdruck. Sein Werk zählt zu den wichtigsten und ursprünglichsten poetisch-philosophischen Bemühungen der jüdischen und italienischen Kultur des späten Mittelalters/der frühen Renaissance, ist jedoch nur durch eine unvollständige Ausgabe des 19. Jahrhunderts zugänglich, ohne Apparat und Kommentare.Eine französisch-deutsche Forschergruppe, deren Hauptforscher sich in Forschungsthemen und -erfahrungen ergänzen (und in der Vergangenheit zusammengearbeitet haben), plant zusammen mit einigen jungen Forscherinnen eine gründliche Studie, die eine kritische Edition und eine englische Prosa-Übersetzung umfasst, sowie ausführliche Kommentare und eine eingehende Untersuchung des kulturellen Kontextes und der Rezeption. Alessandro Guetta (INALCO, Paris) ist Spezialist für jüdisch-italienische Geistesgeschichte (hauptsächlich Philosophie und Literatur) und hat bereits ausführlich über Moses da Rieti geschrieben; Elisabeth Hollender (Goethe-Universität, Frankfurt) ist Spezialistin für hebräische Poesie und Kommentare hebräischer religiöser Poesie. Drei Jahre philologischer, philosophischer und literarischer Forschung werden ein bemerkenswertes und nahezu unbekanntes Werk der europäisch-jüdischen Literatur des späten Mittelalters für Fachleute und ein breiteres Publikum zugänglich machen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Frankreich
Kooperationspartner Professor Alessandro Guetta
 
 

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