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Religion in Suetons Kaiserbiographien: Religiös-soziale Devianz und literarische Interaktionen
Antragstellerin
Privatdozentin Dr. Darja Sterbenc Erker
Fachliche Zuordnung
Griechische und Lateinische Philologie
Religionswissenschaft und Judaistik
Religionswissenschaft und Judaistik
Förderung
Förderung seit 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 449778888
Im Fortsetzungsprojekt wird das Ineinandergreifen von der religiösen mit der sozialen Devianz der Kaiser in Suetons Kaiserbiographien ausgearbeitet. Ziel der Fortsetzung des Projektes ist es, auf den sozio-kulturellen Kontext der Darstellung von Religion und religiöser Devianz der Kaiser und zugleich auf die literarischen Strategien zu verweisen, derer sich Sueton bedient, um die Religion der Caesares positiv oder negativ zu schildern. Sueton präsentiert durch vielfältige literarische Strategien die Principes häufig als religiös deviant, womit er nicht nur ihre Abweichung von religiösen Normen suggeriert, sondern auch ihre Abkehr von sozial-politischen Verhaltensnormen, denen ein Mann aus der römischen Elite verpflichtet war. Suetons multiperspektivische Schilderung der religiösen, sozialen und politischen Devianz charakterisiert die Kaiser negativ sowie unterminiert ihre Regierungsfähigkeit. Es wird herausgearbeitet, wie Sueton zahlreiche Motive und Erzählelemente aus der rhetorischen Tradition der politischen Invektive in die Kaiserbiographien überträgt, um die Religion und religiöse Devianz der Caesares herabzuwürdigen und dadurch die politische Autorität der Kaiser und des Principats insgesamt subtil zu untergraben. Das Novum des Fortsetzungsprojektes ist der verstärkte Fokus auf die soziale Kodierung der religiösen Devianz, da der Biograph die Transgression religiöser Normen häufig mit der Überschreitung sozialer Normen verknüpft. Suetons subtile Verweise auf soziale Hierarchie und die Verletzung des sozialen Kodex durch die Caesares, der für die Männer aus der Elite verpflichtend war, werden erforscht. Das Projekt wird zudem verstärkt die Literarizität von Suetons Kaiserbiographien unterstreichen und die methodische Gefahr für Religionsgeschichte präsentieren, die in der wörtlichen Lesung des Werkes als historische Quelle besteht. Zudem wird ein neuer Fokus auf die generischen Einflüsse aus verschiedenen literarischen Gattungen gelegt, aus denen Sueton Prätexte oder Erzählmotive für seine Kaiserbiographien entnimmt, beispielsweise aus der Menippeischen Satire, der römischen Elegie und philosophischen Schriften. Das Projekt wird neue Quellen und Forschungsfragen einbeziehen, die für eine vertiefte Analyse der religiös-sozialen Devianz der Kaiser in den Kaiserbiographien von großer Bedeutung sind. Die jüngste Forschung zu Interaktionen in der Literatur von Nerva bis Trajan legt eine neue Methodik nahe, die darin besteht, die Berichte über die religiös-soziale Devianz in den Kaiserbiographien mit Tacitus‘ Annales und Historiae sowie mit dem Werk Plinius des Jüngeren zu vergleichen. Als eng verwoben mit den superstitiones in Suetons Kaiserbiographien, welche ich im laufenden Projekt erforsche, hat sich die Astrologie, eine „fremde“ und teilweise verbotene abergläubische Praxis, gezeigt. Deshalb wird Suetons Darstellung des Umganges der Caesares mit dem Horoskop und Sterndeutung untersucht.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Finnland
Kooperationspartnerin
Privatdozentin Dr. Marika Rauhala