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Tiere, Macht und Raum: Mehr-als-menschliche Politische Geographien der Tiergesundheit

Antragstellerin Dr. Larissa Fleischmann
Fachliche Zuordnung Humangeographie
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 450048046
 
Tiere und Viren setzen machtvolle Geographien in Gang. Dies zeigt sich deutlich am politischen Umgang mit Tierkrankheiten, wie der Afrikanischen Schweinepest oder der Maul- und Klauenseuche: Um die Tiergesundheit für bestimmte Subpopulationen herzustellen und nationale Fleischökonomien zu schützen, werden vielfältige Maßnahmen implementiert, die sich in Territorialisierungen und Grenzziehungsprozessen räumlich manifestieren. Dieses Forschungsprojekt untersucht die mehr-als-menschlichen Regierungspraktiken, die in diesem Zuge sichtbar werden:(1) Fencing - der Bau von Zäunen zur Immobilisierung von Viren und Wildtieren, die als Krankheitsreservoir eingestuft werden,(2) Zoning - das Ausweisen von Zonen unterschiedlicher Biosicherheitsstufen und -regularien und (3) Mapping - das Erstellen von geographischen Karten zur Visualisierung von Zonen, Zäunen und risikobehafteten Mobilitäten nichtmenschlicher Lebewesen.Im Mittelpunkt des Erkenntnisinteresses steht die folgende Fragestellung: Wie werden im politischen Umgang mit (Tier-)Krankheiten spezifische räumliche Ordnungsmuster (re)produziert, legitimiert, verschoben, herausgefordert? Gleichzeitig wird untersucht, wie Tiere und Viren die auf sie gerichteten Regierungspraktiken herausfordern und Brüche in bestehenden räumlichen Ordnungen offenlegen. In theoretisch-konzeptioneller Hinsicht richtet das Projekt sein Hauptaugenmerk auf das Spannungsfeld zwischen Tieren, Macht und Raum. Dabei wählt es einen analytischen Zugang, der Kernkonzepte der Politischen Geographie mit posthumanistischen Ansätzen, wie die der More-than-Human Geographies, verknüpft. Ziel ist es, einen Beitrag dazu zu leisten (a) Tiere, Viren und andere Materialitäten als relevante Forschungssubjekte in der Politischen Geographie zu verankern und (b) das Politische als strukturierendes Element mehr-als-menschlicher Welten zu verstehen. Indem das Projekt die räumliche Produktion von Tiergesundheit aus der Perspektive der Animal (Im)Mobilities betrachtet, steht es zudem im Zeichen des mobility turns in der Humangeographie und benachbarten Disziplinen. Die empirische Grundlage des Forschungsprojekts bilden qualitativ-ethnographische Feldaufenthalte in Europa und im südlichen Afrika. Im ersten Jahr wird der aktuelle Umgang mit der Afrikanischen Schweinepest in der deutsch-dänischen und deutsch-polnischen Grenzregion untersucht. Die auch als "Schweine-Ebola" bezeichnete Viruskrankheit wird gegenwärtig medial als die bedrohlichste globale Tierkrankheit des 21. Jahrhunderts verhandelt. Im Mittelpunkt der Erhebungen im zweiten Forschungsjahr stehen die (post)kolonialen (Dis-)Kontinuitäten im Umgang mit Tierkrankheiten, wie der Maul- und Klauenseuche, in Namibia und Botswana. Mit dieser regionalen Verortung in Europa und in Subsahara-Afrika möchte das Projekt einen differenzierten Blick auf die Herstellung von Tiergesundheit eröffnen, indem es (post)koloniale und transregionale Verflechtungen berücksichtigt.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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