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Der Einfluss biologischer Spinnenbewegungen auf Wahrnehmungs- und Lernprozesse von Personen mit Spinnenphobie
Antragstellerin
Professorin Dr. Anke Haberkamp
Fachliche Zuordnung
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung
Förderung seit 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 450096725
In den letzten Jahrzehnten fanden zahlreiche Studien zu klinischen Angststörungen, dass bedrohliche Objekte leichter und schneller wahrgenommen werden und schnellere Antwortreaktionen hervorrufen. In fast allen Untersuchungen wurden jedoch unbewegliche Objekte verwendet, obwohl Bewegung ein wichtiges Objektmerkmal ist und für einige Angststörungen eine große Rolle spielt–so zählen Spinnenbewegungen für Spinnenphobiker zu den wichtigen furchteinflößenden Merkmalen. Vor diesem Hintergrund soll der Einfluss natürlicher Bewegung auf den Erwerb und die Aufrechterhaltung spezifischer Phobien untersucht werden. Üblicherweise sind in unserer alltäglichen Wahrnehmung Bewegungen unweigerlich mit anderen äußeren Merkmalen der bewegten Objekte verknüpft (z.B. Form, Farbe, Textur). Wir sehen keine isolierte Bewegung, sondern wir sehen wie sich ein Objekt bewegt. Um Bewegungsaspekte unabhängig von anderen äußeren Merkmalen zu untersuchen, sollen im vorliegenden Projekt Point-Light Stimuli verwendet werden. Diese stellen Objekte oder Lebewesen durch bewegende Gruppen von Lichtpunkten dar–zum Beispiel Menschen durch Lichtpunkte an den Positionen ihrer Gelenke. Für das vorliegende Projekt wurden Point-Light Stimuli auf Basis der Bewegungen einer lebenden Tarantel erstellt. Im Projekt sollen zunächst bestimmte Merkmale der Bewegungsstimuli (Größe, Geschwindigkeit und Bewegungsrichtung) variiert und der Effekt auf die Furchtreaktion der Probanden erfasst werden. Ziel ist es, den Anteil natürlicher Bewegung an der Furchtreaktion bestimmen zu können. Es wird erwartet, dass Spinnenbewegungen von spinnenphobischen Patientinnen und Patienten als unangenehmer und angsteinflößender bewertet werden als statische Stimuli. Des Weiteren soll der Einfluss von Spinnenbewegungen auf Aufmerksamkeits- und Lernprozesse untersucht werden. Es wird erwartet, dass spinnenphobische Patientinnen und Patienten auf bewegliche Spinnenbilder im Vergleich zu statischen Spinnenbildern, aufgrund ihrer höheren Salienz und der ausgelösten Ängste, schneller reagieren. Schlussendlich soll der Einfluss beweglicher Stimuli auf Lernprozesse (im therapeutischen Kontext) untersucht werden. Es wird erwartet, dass bei länger andauernder Konfrontation mit beweglichen Spinnenbildern im Vergleich zu statischen Spinnenbildern ein stärkerer therapeutischer Effekt auftritt.Die wesentliche Innovation des beantragten Projektes liegt in der erstmaligen, umfassenden und systematischen Untersuchung des Einflusses natürlicher Bewegung auf Wahrnehmungs- und Lernprozesse bei Personen mit spezifischen Phobien. Das Projekt soll helfen, die Rolle natürlicher Bewegung für den Erwerb und die Aufrechterhaltung spezifischer Phobien zu erklären und damit wertvolle Informationen liefern, die zu einer Verbesserung psychotherapeutischer Behandlungsverfahren (z.B. Konfrontationstherapie) beitragen können.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortlich
Professor Winfried Rief, Ph.D.