Detailseite
Projekt Druckansicht

Schulmedizinische und homöopathische Lehrbücher als Ort der Verfestigung und Tradierung von Denkstilen. Eine linguistische Analyse von Sprachgebrauchsmustern als Indikatoren für Denkstile

Antragstellerin Dr. Pavla Schäfer
Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 450146315
 
Seit der Gründung der Homöopathie durch Samuel Hahnemann im Jahre 1810 gibt es immer wieder Auseinandersetzungen zwischen der Schulmedizin und der Homöopathie. Auch heute – über 200 Jahre nach ihrer Gründung – wird die Homöopathie und ihre Rolle auf dem Gesundheitsmarkt heftig diskutiert. Im geplanten Projekt werden Schulmedizin und Homöopathie nach der wissenschaftstheorie von Ludwik Fleck als zwei „Denkkollektive“ mit unterschiedlichen "Denkstilen" konzeptualisiert. Dem Projekt liegt die zentrale Annahme zugrunde, dass sich Denkstile in Sprachstilen manifestieren.Sprachstile werden aufgefasst als spezifische Inventare von Sprachgebrauchsmustern. Folglich dienen Sprachgebrauchsmuster - definiert im weiteren Sinne - als Kontextualisierungshinweise und können als Indikator für Denkstile interpretiert werden. Im Projekt stehen aktuelle Lehrbücher aus beiden Denkkollektiven im Vordergrund. Lehrbücher haben die Funktion, in den jeweiligen Denkstil hineinzuführen und künftige ExpertInnen auszubilden. In Lehrbüchern wird das spezifische Wissen eines Denkkollektivs gefestigt und kanonisiert und durch Prüfungen wird es kontrolliert. Die Lehrbücher werden mithilfe einer integrativen Methode untersucht, die eine hermeneutische Textanalyse in der ersten Phase mit einer korpuslinguistischenAnalyse in der zweiten Phase kombiniert. Die Analysekategorien sind auf verschiedenen Analyseebenen verortet. Untersucht werden u.a. die Terminologie, Metaphorik, syntaktische Konstruktionen, Textgliederung, Textlayout, Kollokationen oder n-Gramme. Das Ziel des Projektes besteht darin, Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Sprachgebrauchsmustern zu identifizieren und diese auf der Grundlage der Denkstiltheorie Ludwik Flecks zu interpretieren. Aufdiesem Weg kann das Projekt einen neuen Aspekt zu der aktuellen Diskussion ergänzen und eine Reflexionsbasis für einen produktiven Dialog schaffen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung