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Die Erforschung von Moscheearchiven in Deutschland am Beispiel des Ahmadiyya-Lahore-Archivs in Berlin

Antragstellerin Gerdientje Jonker, Ph.D.
Fachliche Zuordnung Religionswissenschaft und Judaistik
Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Förderung Förderung von 2020 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 450427802
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Dieses Projekt verortete sich an der Schnittstelle zwischen der historischen Erforschung von Muslimen und Islam und der empirischen Erschließung von Moscheearchiven in Deutschland. Ausgangspunkt des Projekts bildete das Moscheearchiv der Lahore-Ahmadiyya in Berlin, das über 100 Jahre muslimisches Leben in Deutschland Auskunft geben kann und somit eine wichtige Quellenbasis bot. Vor Projektbeginn wurde das Moscheearchiv von der Antragstellerin erschlossen und im Landesarchiv Berlin mit einem Findbuch der Forschung zugänglich gemacht. Ziel des Projekts war es, mithilfe von Langzeitbeobachtungen das einem Moscheearchiv innewohnende Selbstverständnis sowie Schnittstellen zur Globalgeschichte aus der Binnen- und Außenperspektive in den Blick zu nehmen. Es sollte das bereits erschlossene Moscheearchiv erforscht, Schnittpunkte mit anderen Archiven ausfindig gemacht und weitere Moscheearchive erschlossen werden. Das Projekt wurde von vielen Überraschungen begleitet. Die Suche nach kommunizierenden Archiven (Familiennachlässe, Kirchenarchive u.a.) konfrontierte uns mit unerwarteten Materialien und Ereignissen. Eine explorative Forschung in süddeutsche Moscheen konfrontierte uns mit einem akuten Interesse seitens unserer Gesprächspartner. Die überraschende Zusammenarbeit mit Indologen ermöglichte es, das Ahmadiyya-Lahore-Archiv in den Kontext religiöser Projektionen und -Beziehungen zwischen Deutschland und Indien zu stellen. Die Beobachtung über längere Zeiträume hinweg erlaubte, hinter den vielen kleinen Wissenspartikeln das (religiöse) Selbstverständnis und die ihr stützenden Denkstrukturen zu beschreiben. Die Markierung von Schnittstellen zur Globalgeschichte half dabei, nicht im Klein-Klein des täglichen Aufs und Abs verhaftet zu bleiben, sondern das Moscheearchiv als einen globalen Brennpunkt zu betrachten. Das Projekt ging stets mit einer lebendigen Wissensvermittlung einher. Junge Wissenschaftler und Künstler - darunter ein Filmer, ein Fotojournalist, eine Ausstellungsmacherin, ein Experte für Erinnerungskultur - suchten mit der Antragstellerin Kooperationen aufzubauen, um die Ergebnisse ihrer Forschung in andere Formate zu überführen. Das war inspirierend, brachte neue Perspektiven auf die eigene Arbeit und jede Menge Dynamik. Die Ergebnisse (auch die der Vorgängerprojekte) wurden damit ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen zugänglich gemacht. All dies hat eine solide Basis dafür geschaffen, um Moscheearchive als Quellen eines vielfältigen Kenntniserwerbs in die Forschung miteinzubeziehen. Moscheearchive bieten nicht nur eine kostbare Binnenperspektive, welche in der Außenperspektive stets auf der Strecke bleibt. Im Kontext ihrer Kommunikationspartnern platziert, machen sie die Existenz und das Funktionieren (inter-)religiöser Netzwerke sonnenklar. Schließlich diente das Projekt als Springbrett, um die Bandbreite der Moscheearchive in Deutschland zu kartographieren und erste Schritte für ihre systematische Erfassung zu machen. An diesen Punkt knüpft das Langzeitprojekt „Moscheearchive in Deutschland“ an, das gegenwärtig am FAU EZIRE vorbereitet wird.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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