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Olfaktorisches assoziatives Gedächtnis: Wie und wann werden Düfte an Ereignisse gebunden?
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professorin Dr. Christina Bermeitinger; Ryan Hackländer, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung
Förderung seit 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 450542858
Lange Zeit war die allgemeine Vorstellung, dass Gerüche besonders effektive Hinweisreize für den Abruf von Erinnerungen darstellen. Wenn man jedoch Erinnerungen, die mit Gerüchen assoziiert sind, im Labor untersucht, ist das Ergbnismuster zu gewissem Grad überraschend und in der Summe sehr interessant. In Abhängigkeit von der Untersuchungsmethode zeigten sich in einigen Fällen Gerüche als tatsächlich gute Reize, um Erinnerungen hervorzurufen, in anderen Fällen hingegen stellten sich Gerüche als vergleichsweise schlechte Hinweisreize dar. Darüber hinaus gibt es ein breites Spektrum unterschiedlicher Befunde, die mit dem Zusammenhang von Olfaktorik und Gedächtnis verbunden sind. z.B., Erinnerungen, die mit Gerüchen assoziiert sind, sind besonders emotional und ein Geruch, der bereits mit einer Erinnerung assoziiert ist, kann nur schwer mit neuen Ereignissen assoziiert werden.Im aktuellen Projekt schlagen wir ein Modell vor, das die verschiedenen in der Literatur berichteten Ergebnisse berücksichtigen kann und erklären soll, wann Gerüche mit Ereignissen im Gedächtnis assoziiert werden. Wir gehen davon aus, dass die Geruchsassoziation bei der Enkodierung davon abhängt, inwieweit der Geruch selbst im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht, ob derselbe Geruch bereits zuvor mit einem ähnlichen Ereignis assoziiert wurde und inwieweit der Geruch eine Information für adäquates Verhalten während des Ereignisses liefert. Gerüche werden als emotional verarbeitet. Wenn der Geruch im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht, dann ist dies für das kognitive System ein Hinweis darauf, dass die erlebte Emotion auf das Vorhandensein des Geruchs zurückzuführen ist. Wenn der Geruch außerhalb des Fokus der Aufmerksamkeit liegt, wird das gesamte Ereignis als emotional verarbeitet. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass der Geruch mit dem Ereignis assoziiert wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Assoziation gespeichert wird, erhöht sich, wenn die Assoziation mit dem Geruch neu und verhaltensrelevant ist.Während des Abrufs hängt die Wirksamkeit eines Geruchs als Hinweisreiz davon ab, inwieweit der Geruch als ähnlich genug zu dem Geruch während der Enkodierung wahrgenommen wird und ob der Geruch im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht. Wenn der Geruch als ähnlich zu dem Geruch während der Enkodierung wahrgenommen wird, ist er ein wirksamer Hinweisreiz für das Ereignis. Wenn der Geruch im Fokus der Aufmerksamkeit steht, sollte dies häufiger zu einem gezielten Abruf eines Ereignisses führen, während Gerüche außerhalb des Fokus der Aufmerksamkeit zu einem unwillkürlichen Abruf führen sollten. Unser Modell berücksichtigt nicht nur frühere – teilweise bisher als widersprüchlich betrachtete – Befunde, sondern macht auch neue Vorhersagen. Ziel des aktuellen Projekts ist, unser Modell zu testen und zu bestimmen, ob es als Erklärung dafür, wann und in welchem Ausmaß Gerüche mit Ereignissen im Gedächtnis assoziiert werden und/oder spezifische Erinnerungen abrufen, Bestand hat.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen