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Dichterische Bauchrednerei: Lyrik, Stimme und Medienpraxis von Walt Whitman bis zu Kendrick Lamar

Antragsteller Dr. Julius Greve
Fachliche Zuordnung Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 450708673
 
Das Forschungsprojekt „A Poetics of Ventriloquism: Verse, Voice, and Mediation from Walt Whitman to Kendrick Lamar“ beleuchtet das Verhältnis zwischen der Entwicklung nordamerikanischer Lyrik, dem medientechnologischen Wandel durch immer neue Kommunikations- und Aufnahmepraktiken sowie politisch und affektiv besetzter Unterhaltungsformen der Populärkultur wie „Blackface Minstrelsy“ ab der Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute. Durch die Untersuchung dieses Verhältnisses möchte das Projekt zeigen, inwiefern sich die lyrische Artikulation vieler oft als kanonisch geltender Lyriker*innen im nordamerikanischen Sprachraum seit Whitmans „Leaves of Grass“ auf medientechnologische und populärkulturelle Formen und Formate bezieht. So lässt sich etwa bei Whitman beobachten, dass in seinen Gedichten, die einen scheinbar ungefilterten Gefühlsausdruck durch ein freies Versmaß konstruieren, dieser Ausdruck vom Dichter selbst mit dem damalig ‚neuen Medium’ der Photographie gleichgesetzt wird. Das Unmittelbare ist hier also mit dem Mittelbaren verschränkt. Gerade diese Verschränkung, so möchte das Projekt zeigen, lässt die zur Rede stehenden Lyriker*innen als Sprachrohr bestimmter (u.a. durch ethnische oder milieuspezifische Zugehörigkeit markierte) Bevölkerungsgruppen oder Traditionen erscheinen. Diesen Zusammenhang zwischen literarischem Stil, der Direktheit suggeriert und gleichzeitig durch die Bezugnahme auf ein nicht-literarisches Medium konstituiert wird, um dadurch die Stimmen ‚der Anderen’ „durch sich hindurch sprechen zu lassen“, möchte das Projekt mit dem Begriff der ‚Bauchrednerei als dichterischer Praxis’ beschreiben. Anhand von Vergleichsanalysen ausgewählter Lyriker*innen (Whitman und Bob Dylan, Ezra Pound und Kanye West, H.D. und Patti Smith sowie M. NourbeSe Philip und Kendrick Lamar) gilt es, den Begriff der Bauchrednerei als analytischen Begriff zu entwickeln und zu erproben. Mit diesem Begriff ist dabei zunächst ein Vorgang gemeint, in dem eine Stimme von ihrem (vermeintlichen) Ort der Erzeugung getrennt wird, woanders erscheint und damit zugleich als immateriell und materiell wahrgenommen wird. Als analytischer Begriff bietet er sich an, da sich mit ihm zugleich Aspekte von moderner Lyrik, der Präsentation von Stimme und der o. g. Medienpraxis in ihrem Verhältnis zueinander in den Blick nehmen lassen: Dies gilt für die – sowohl für moderne Dichtung als auch für popkulturelle Songlyrik – zentrale Dynamik von Unmittelbarkeit und Medialität, Affekt und Technologie und der metaphorischen sowie materiell-historischen Inszenierung des „Aus-dem-Bauch-heraus-Schreibens“. Mit der Konturierung des Begriffs der Bauchrednerei anhand der Analysen leistet das Projekt insofern nicht nur einen Forschungsbeitrag zu den behandelten Lyriker*innen, sondern ermöglicht auch einen neuen Blick auf die US-amerikanische Literaturgeschichte durch die integrative Betrachtung von Lyrik, Medientechnologie und Populärkultur.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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