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Zu den Ursprüngen der Taufsalbung

Antragsteller Predrag Bukovec, Ph.D.
Fachliche Zuordnung Katholische Theologie
Förderung Förderung von 2021 bis 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 450790525
 
Erstellungsjahr 2021

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Während die Wassertaufe eindeutig auf die frühjüdisch-eschatologische Bewegung Johannes des Täufers zurückgeführt werden kann und in modifizierter Weise vom Christentum auf-gegriffen wurde, liegen die Ursprünge der Ölsalbung weitgehend im Dunkeln: Weder ihre ge-naue zeitliche Entstehung noch die Katalysatoren für die Erweiterung der Initiationsliturgie um den Vollzug der Salbung gelten bislang als geklärt. Das Projekt verfolgte folgende Ziele: a) die Frage nach den positiven Erstbelegen für die Taufsalbung zu beantworten; b) die komplexe Frühgeschichte der Taufsalbung bis zur reichskirchlichen Standardisierung im 4. Jahrhundert im Hinblick sowohl auf ihre rituelle Performanz als auch ihre liturgietheologische Deutung umfassend zu rekonstruieren; und c) die liturgiegenerativen Faktoren zu ergründen, welche die überregional anzutreffende Einführung der baptismalen Salbung motivierten. Zwei methodische Weichenstellungen waren hierfür entscheidend: Gegenüber der bisheri-gen Begrenzung auf die sog. großkirchlichen Zeugnisse wurde die Quellenbasis umfassend erweitert und Corpora aus den Apocrypha, der sog. Gnosis, dem mesopotamischen Täufer-milieu, epigraphischen Funden u. a. untersucht, die ein deutlich facettenreicheres Bild von der frühen Liturgiegeschichte bieten. Ferner wurden die Paradigmenverlagerungen im Forschungsdiskurs weitergeführt, die die Oralität liturgischer Performanz und die regionale Pluralität akzentuieren. Im Ergebnis konnte festgestellt werden, dass die Taufsalbung ca. um die Mitte des 2. Jahrhunderts aufkam - und zwar gleich in zwei Varianten (prä- und post-baptismal), welche nicht voneinander ableitbar und zudem überregional gestreut waren. Die Ur-sprünge dürften multifaktoriell gewesen sein und u. a. darin bestanden haben, dass die schon im Neuen Testament geläufige, etymologisierende Metapher der Taufe als „Salbung (Christi und der Christen)“ auf die rituelle Performanzebene übertragen und materialisiert wurde; ebenfalls sind kulturelle Anleihen aus der antiken Badekultur zu erkennen, da der dreipolige Ablauf aus Wassertaufe, prä-/post-baptismaler Salbung und Taufeucharistie eine strukturelle Analogie zum Thermenbesuch aufweist. Das Projekt rekonstruierte die rituellen und theologischen Dynamiken der Initiation im 2.-4. Jahrhundert und verortete dabei die Sal-bung in den Kontext der Ausdifferenzierung dieses Großrituals. Als besonders innovativ er-wies sich der valentinianische Befund, weil ihre Taufliturgie (Apolytrosis) besser bezeugt ist als jede andere Quellengruppe; sie wurde umfassend analysiert und in die Gesamtevidenz eingeordnet. Der Übergang zur Verschriftlichung im 4. Jahrhundert hatte Vorläufer gegen Ende der oralen Phase, welche nun unter anderen Vorzeichen weiterentwickelt wurden, z. B. durch die Vervielfältigung der Taufsalbungen, überregionale Austauschbeziehungen und die dramaturgische Koordination der liturgietheologischen Motive im Gefüge der Initiatio christiana.

 
 

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