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Stoische Sprachlogik – über Chrysipp hinaus

Antragsteller Dr. Karlheinz Hülser
Fachliche Zuordnung Geschichte der Philosophie
Förderung Förderung von 2020 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 450927166
 
Nachdem Łukasiewicz 1935 die Eigenständigkeit der stoischen Logik gegenüber der des Aristoteles überzeugend demonstriert hatte, wurde sie intensiv neu erforscht, vor allem seit den 1960er Jahren. Gemessen an der schwierigen Quellenlage geschah das mit derart großem Erfolg, dass das, was an Fragen noch offen ist, vielfach in den Hintergrund trat. Jedenfalls ebbten die Forschungen zur Dialektik der Stoiker zwischenzeitlich ab; in den letzten Jahren wurden sie aber auch wieder intensiviert. Das Projekt »Stoische Sprachlogik – über Chrysipp hinaus« beteiligt sich daran, indem es das Prädikatverständnis der Stoiker untersucht, seine Entwicklung über Chrysipp hinaus studiert und daran zeigen will, wie sich der sprachlogische Zugang zur Frage der Gegenstandskonstitution in der Stoa gewandelt hat, bis die moderne Logik ihn aufnehmen konnte, mitsamt seiner Schwierigkeiten.Den Einstieg liefern auf der einen Seite die aus der Stoa überlieferten Definitionen des Prädikats und andere Erklärungen dazu; daran soll eine Lehrentwicklung aufgewiesen werden. Um deren Skopus zu bestimmen, werden andererseits problematische Positionen der von Chrysipp oder auch schon vor ihm vertretenen Logik erörtert. Die Themen scheinen wenig gemein zu haben. Doch die vertretenen Positionen waren unzulänglich, nach-chrysippeische stoische Logiker suchten nach Verbesserungen, und für angemessene Revisionen war in allen Fällen eine Modifikation im Verständnis der Prädikate erforderlich, gerade so, wie es durch eine der überlieferten Definitionen angezeigt wird. Im Einzelnen geht es um Zenons Paradox zu der alten Regel, bei Gericht vor einem Urteil außer der ersten auch die zweite Prozesspartei anzuhören; um definite Demonstrativpronomina und die stoische Einteilung der Aussagen; um quantifizierte Aussagen und die stoische Aufarbeitung der aristotelischen Logik; und um Argument-Schemata.Nachdem die beiden Befunde gehörig ausgearbeitet sind, sollen sie zusammengehalten werden. Dadurch wird es möglich, (a) die Lehrentwicklung im Verständnis der Prädikate inhaltlich und zeitlich zu spezifizieren, (b) detailliertere Vorstellungen von den Revisionen der bis zu Chrysipp vertretenen Auffassungen zu gewinnen und (c) einen Mehrwert einzusammeln, z.B. Genaueres über das Verhältnis der Stoiker zum Universalienproblem zu sagen. Außerdem (d) wird es gelingen, nicht nur die Nähe des nach-chrysippeischen Prädikatverständnisses zu Freges Funktionsbegriff aufzuweisen, sondern auch den zugehörigen Argumentbegriff Freges vom stoischen Kasusverständnis her zu beleuchten. Spätestens da taucht die Frage auf, was die stoische und die moderne Logik zur Gegenstandskonstitution zu sagen haben.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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