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In guter Gesellschaft. Doing Exclusivity als Modus der Reproduktion sozialer Ungleichheiten am Beispiel von Serviceclubs und Adelsverbänden

Antragstellerin Dr. Käthe Von Bose
Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 451039170
 
Sich ,in guter Gesellschaft‘ zu befinden, zu einem erlesenen Kreis zu gehören und damit nicht so zu sein wie andere: Das erstrebenswerte Gefühl von Exklusivität wird gegenwärtig in immer mehr gesellschaftlichen Bereichen erzeugt. Das Projekt nimmt solche Organisationen in den Blick, die seit jeher als besonders exklusiv gelten und deren Exklusivität auf Status, Privilegien und Vorstellungen von ,elitärer‘ Außergewöhnlichkeit verweist: Serviceclubs (wie der Rotary Club) und Adelsverbände. In Serviceclubs ist eine Mitgliedschaft nur auf Einladung hin möglich und basiert auf der beruflichen Stellung, bei Adelsverbänden zählt die ,adlige‘ Herkunft. Sie vertreten also zwei Mechanismen der Reproduktion sozialer Ungleichheiten: Leistung und Erfolg auf der einen, familiäre Herkunft auf der anderen Seite. Damit werden Kontexte untersucht, die bislang wenig erforscht sind, jedoch als gesellschaftspolitisch einflussreich gelten. Wirken sie in ihren Strukturen und Zielrichtungen traditionsverbunden und teilweise wenig zeitgemäß, scheint ihre Anziehungskraft gerade in dem Prinzip der Exklusivität zu liegen: dem Gefühl, ausgewählt worden zu sein oder einem besonders prestigeträchtigen Kreis anzugehören. Das Projekt fragt nach der in den Clubs und Verbänden praktizierten Zugehörigkeit und der Rolle, die Exklusivität dabei spielt: dem Doing Exclusivity. Mit diesem Begriff wird eine ,Grounded Theory‘ eines Modus der Reproduktion sozialer Ungleichheiten erarbeitet. Ziel ist es, zu untersuchen, wie dieses Doing Exclusivity zur Herstellung und zum Erhalt sozialer Ungleichheiten – und speziell der Konstruktion von gesellschaftlichen ,Eliten‘ – beiträgt und dabei von Mechanismen sozialer Differenzierung wie Geschlecht und sozialer wie national-kultureller Herkunft gestützt wird. Die Bedeutung dieser Mechanismen wird bereits an Organisationsformen wie Damen- und Herrenclubs sowie traditionellen Geschlechtervorstellungen in Adelsverbänden deutlich. Konkret wird folgende Frage verfolgt: Welche expliziten und impliziten – affektiven, atmosphärischen – Praktiken der Zugehörigkeit konstituieren das Doing Exclusivity der Clubs und Verbände? Die Studie ist ethnografisch angelegt und umfasst leitfadengestützte Interviews, teilnehmende Beobachtungen sowie Dokumentenanalysen. Sie leistet einen Beitrag zur Affekt-, Geschlechter- und intersektionalen Ungleichheitsforschung und füllt insofern eine Leerstelle, als sie den Blick auf diejenigen gesellschaftlichen Positionen lenkt, die als einflussreich oder ,elitär‘ gelten oder sich selbst so verstehen. Mit dem Fokus auf das Doing Exclusivity werden nicht nur spezifische Aktivitäten der Clubs und Verbände rekonstruiert, sondern weiterführend Mechanismen untersucht, die Vorstellungen von ,Eliten‘, von Besonderheit und Privilegierung sozial und affektiv hervorbringen und soziale Ungleichheiten stützen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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