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Suburbanisierung von Armut: Neue räumliche (De)Konzentrationen von niedrig-verdienenden und armen Haushalten in deutschen Stadtregionen

Fachliche Zuordnung Humangeographie
Förderung Förderung von 2020 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 451071476
 
Die räumliche Verteilung einkommensarmer Haushalte wurde in den Raumwissenschaften bislang hauptsächlich als großstädtisches Phänomen und als Problem peripherer ländlicher Regionen diskutiert. Erst seit wenigen Jahren beobachtet man eine Zunahme betroffener Haushalte im suburbanen Raum. Die Beschreibung und Ursachenforschung für dieses Phänomen steht erst am Anfang: Einerseits lässt sich eine steigende Nachfrage nach Wohnstandorten in attraktiven innerstädtischen Lagen durch besserverdienende Haushalte nachweisen. Andererseits haben manche suburbane Lagen im Verlauf ihrer Entwicklung Attraktivitätsverluste zu verzeichnen, die unter Umständen eine Verarmung von Haushalten vor Ort und den Zuzug einkommensarmer Haushalte nach sich ziehen. International diskutiert man diese Trends als Suburbanisierung von Armut. Die Zielorte von Haushalten, die im suburbanen Raum neue Formen der Armutskonzentration ausbilden, variieren, sind im Trend aber für viele Metropolregionen nachweisbar. In Deutschland vermutet man, dass diese Entwicklungen durch die sozialen Sicherungssysteme bislang noch abgefedert werden. In jüngster Zeit wird aber vermehrt darüber berichtet, dass diese Absicherung zunehmend unter Druck gerät. So zeigt zum Beispiel die räumliche Entwicklung für Haushalte im Leistungsbezug von Sozialtransfers, dass in einigen Stadtregionen die Quote außerhalb der Kernstädte vergleichsweise stärker steigt oder im Vergleich zur Kernstadt weniger stark sinkt. Inwiefern diese Befunde allerdings als räumlicher Trend gewertet werden können, ist weitestgehend unklar. Methodische Probleme bei der räumlich differenzierenden Erfassung einkommensarmer Haushalte mit amtlichen Daten verhindern bislang eine vertiefende Analyse. Darüber hinaus fehlen Informationen darüber, inwiefern infrastrukturelle Defizite im Wohnumfeld zur weiteren möglichen Benachteiligung von betroffenen Haushalten beitragen. Das vorliegende explorative Forschungsvorhaben verfolgt drei Hauptziele: (1) In einem ersten Schritt werden die datentechnischen Möglichkeiten amtlicher Statistiken mit Paneldaten und Datenbeständen privater Anbieter kombiniert und für die Analyse von benachteiligenden Lebenslagen und Verdrängungstendenzen einkommensarmer Haushalte in Deutschland operationalisiert; (2) Parallel dazu werden in enger Anbindung an den internationalen Forschungsstand Thesen zu den deutschen Spezifika der Raumentwicklung und dem Stellenwert sozialpolitischer Steuerung entwickelt; (3) Nachfolgend werden in Fallbeispielen, für die im Projektverlauf suburbane Armutskonzentrationen nachgewiesen werden konnten, vertiefende Erkenntnisse zu ihren spezifischen standörtlichen Voraussetzungen und der Wahrnehmung durch lokale AkteurInnen gesammelt. Im Ergebnis werden methodische Optionen und fundierte Thesen für die weitere Beforschung des Themas greifbar. Es können darauf aufbauend spezifische Forschungsfragen für die Suburbanisierung von Armut im bundesdeutschen Kontext erarbeitet werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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