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Kompetenzentwicklung Großschreibung in der Sekundarstufe (KeGS)
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professorin Dr. Iris Rautenberg; Dr. Stefan Wahl
Fachliche Zuordnung
Allgemeines und fachbezogenes Lehren und Lernen
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 451577334
Viele Schüler*innen (SuS) in Deutschland haben gravierende Probleme mit der Orthographie. Dabei ist die satzinterne Großschreibung bis über die Sekundarstufe hinaus eine der Hauptfehlerquellen. Traditionell findet ab dem 2. Schuljahr eine lexikalische Vermittlung der Groß-/Kleinschreibung (GKS) statt, die vielfach als mitverursachend für die Schwierigkeiten der SuS kritisiert wurde (Bredel et al. 2011). Als Alternative wurden syntaxbezogene Didaktiken entwickelt, denenzufolge nicht Wörter einer bestimmten Wortart, sondern Kerne nominaler Gruppen (NG) (Maas 1992) bzw. syntaktische Nomen (Funke, 2017) großgeschrieben werden. Im didaktischen Ansatz vom Röber-Siekmeyer (1999) werden die Großschreibung der Kerne von NG und Regeln zu deren Bestimmung im Unterricht explizit thematisiert. Melzer (2011) wählt (in Anlehnung an Funke, 2005) einen intuitiven Zugang zur Großschreibung, bei dem durch konkretes Umgehen mit syntaktischen Strukturen grammatisches Wissen aufgebaut werden soll.Die Effektivität einer syntaxbasierten Unterrichtung (nach Röber-Siekmeyer, 1999) wurde für luxemburgische DaF-Lernende im 5. Schuljahr (Brucher et al. 2020) und für SuS im 2. Schuljahr in Deutschland (Wahl et al., 2017) nachgewiesen. Dabei zeigte sich allerdings auch, dass eine zentrale Schwierigkeit in der Veränderung der vorliegenden (semantisch-lexikalischen) Präkonzepte der SuS liegt, die einen conceptual change notwendig machen. Ob eine syntaxbasierte Vorgehensweise in der Sekundarstufe wirksam ist, ob bei syntaxbasiert unterrichteten SuS der Konzeptwechsel durch eine explizite Refutation erleichtert werden kann, und welche Effekte implizite Lernbedingungen spielen, ist nach wie vor offen. Im beantragten Projekt soll deshalb eine Prä-Post-Follow-up-Interventionsstudie durchgeführt werden, bei der in 6. und 9. Klassen (ca. 600 SuS) in Online-Kursen die differenzielle Wirksamkeit von vier didaktischen Ansätzen zur GKS auf die produktive und rezeptive GKS-Kompetenzen und -performanz der SuS überprüft wird: (1) eine explizite Unterrichtung des syntaxbasierten Ansatzes nach Röber-Siekmeyer (1999), (2) eine Unterrichtung in derselben Weise mit vorheriger, expliziter Refutation der Präkonzepte aus dem semantisch-lexikalischen Ansatz (3) Eine konsequent implizite Lernbedingung in Anlehnung an das Konzept von Melzer (2011) bzw. Funke (2005) und (4) eine Förderung nach dem traditionellen lexikalischen Ansatz. In der ersten Projektphase erfolgen vorbereitend für die Durchführung der Interventionsstudie: (a) die methodisch-didaktische Konzeption und technische Umsetzung der Lernkurse, (b) eine Vorstudie zur Bestimmung von linguistischen Merkmalen, die die Schwierigkeit zur GKS eines Testworts beeinflussen, und (c) die Entwicklung von Testverfahren zur Messung der produktiven und rezeptiven Groß-/Kleinschreibleistung. Die Ergebnisse der Interventionsstudie fließen in einen GKS-Onlinekurs und ein GKS-Screeningverfahren zur praktischen Anwendung in der Sekundarstufe ein.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen