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Von der Fleischwerdung des Logos zur Unverweslichkeit seines Körpers. Johannesauslegung im Aphthartodoketischen Streit und seiner Vorgeschichte

Fachliche Zuordnung Katholische Theologie
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 452265217
 
Das Projekt kombiniert die Exegese des Johannesevangeliums und seine altkirchliche, insbesondere miaphysitische Rezeptionsgeschichte mit der Erforschung des sog. aphthartodoketischen Streites (6. Jh.), der zu einer für die weitere Entwicklung des östlichen Christentums entscheidenden inner-miaphysitischen Kirchenspaltung führte und auch Teile der chalkedonischen Reichskirche erfasste. In dem Konflikt zwischen dem miaphysitischen Bischof Julian von Halikarnass († nach 527) und dem Patriarchen Severos von Antiochia (ca. 465–538) um die natürliche Unverderblichkeit (aphtharsia) und Leidensunfähigkeit des Leibes Christi schon vor der Auferstehung spielt die Auslegung zentraler christologischer Passagen des Johannesevangeliums eine entscheidende Rolle und zwar auf beiden Seiten der Kontroverse. Unter dieser Perspektive werden zuerst die Dokumente der Kontroverse analysiert, anschließend am Beispiel des Leontios von Byzanz ihre Auswirkungen über die Grenzen des ‚miaphysite commonwealth‘ hinaus. Grundlegend ist dann die Rekonstruktion der Vorgeschichte unter dem Aspekt des Johannesauslegung. Zunächst die der miaphysitischen Vorgängergeneration, nämlich Jakob von Serugh und Philoxenos von Mabbug, dann aber insbesondere die von Kyrill von Alexandrien, der entscheidenden Bezugsperson nicht nur für alle späteren miaphysitischen Autoren, sondern auch für ihre dyophysitischen (neu)chalkedonischen Gegner. Da Kyrill, aber auch Johannes Chrysostomos, im 6. Jh. selbst zu Autoritäten geworden sind, wird auch die Entwicklung von genuiner Exegese hin zur Argumentation mit exegetischen Autoritäten reflektiert. Am Extremfall des Aphthartodoketismus lässt sich ein Kernproblem nicht nur in der miaphysitischen, sondern auch mancher neuchalkedonischen Christologien analysieren, nämlich die Marginalisierung von Jesu konkreter, Schwäche und Verwundbarkeit unterworfener Leiblichkeit. Zu fragen ist, inwiefern dies jeweils durch die kanonischen Texte des Johannesevangeliums selbst (und ihre Auslegung durch Autoritäten wie Kyrill) verstärkt oder auch durch andere Texte dieses Evangeliums ausgeglichen wird. Exemplarisch widmet sich das Projekt außerdem der weiteren Geschichte des Aphthartodoketismus bis in 7. Jh., insbesondere in Armenien, aber auch auf der arabischen Halbinsel und damit im Umfeld der Entstehung des Qur’an. In exegetischer Hinsicht soll das Projekt zu einer differenzierten Wahrnehmung der einzelnen Bausteine johanneischer Christologie beitragen, die sich aus traditionsgeschichtlich heterogenen Elementen zusammensetzt und deren interne Konstruktionsprinzipien nach wie vor kontrovers sind.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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