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Paläoökologische Untersuchungen zur Bronze- und Eisenzeit in der Siedlungskammer Konopljanka im südlichen Trans-Ural (Russland)

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 452793577
 
In der Eurasischen Steppe stellt die mobile Weidewirtschaft die traditionelle und überaus erfolgreiche Lebensweise seit Jahrtausenden dar, doch haben neuere Erkenntnisse archäobotanischer Forschungen und der Isotopenanalyse gezeigt, dass das Bild der ausschließlichen weidewirtschaftlichen Nutzung in prähistorischer Zeit weitaus differenzierter betrachtet werden muss. Studien aus Kasachstan oder Turkmenistan weisen in der Bronzezeit auf gemischte agropastorale Systeme hin, die jeweils sehr gut auf die lokalen sozialen und/oder ökologischen Bedingungen zugeschnitten waren und sich im Laufe der Zeit veränderten. Auch im südlichen Trans-Ural wurde die mobile Weidewirtschaft in der Mittelbronzezeit aufgegeben, und es entstanden während der Sintašta-Petrovka-Phase befestigte permanente Siedlungen, aber ohne Belege von Ackerbau. Offene Siedlungsstrukturen sind in diesem Gebiet bis in die Spätbronzezeit nachgewiesen, fehlen aber aus der finalen Bronzezeit und Eisenzeit. Das archäobotanisch/geoarchäologische Forschungsprojekt übernimmt innerhalb des interdisziplinären Paketantrags mit Archäologie und Genetik die Rekonstruktion der ökologischen und ökonomischen Situation im Spiegel naturräumlicher Faktoren wie Klima und Vegetation. Die Ausbreitung landwirtschaftlicher Nutzungsmuster, die mögliche Adaption von Kulturpflanzen sowie generelle Subsistenzstrategien in der Bronzezeit sollen nachvollzogen werden, gestützt durch Isotopenuntersuchungen an menschlichen und tierischen Knochen. Das zur Verfügung stehende archäobotanische Probenmaterial ist für den Eurasischen Steppenraum in Qualität und Umfang bislang einzigartig, insbesondere da dort repräsentative Untersuchungen zumeist an schlechtem Quellenmaterial scheitern. Im Gegensatz zu vielen großräumig angelegten Studien soll eine eng umrissene Mikroregion diachron untersucht werden, um spezifische Entwicklungen und Zusammenhänge gezielt und hochauflösend herauszuarbeiten. In der Siedlungskammer Konopljanka können Pflanzenspektren aus Siedlungs- und Bestattungskontexten (Kurgane) der Mittel- und Spätbronzezeit über einen Zeitraum von rund 500 Jahren analysiert werden. Neben fossilem Material steht zudem hervorragend erhaltenes subfossiles Material aus mehreren Brunnenbefunden zur Verfügung. In einem interdisziplinären Ansatz und mithilfe zahlreicher Datierungen soll zudem untersucht werden, inwieweit archäologische und genetische Veränderungen in der Bronzezeit und dem Übergang in die Eisenzeit mit klimatischen Schwankungen und geänderten Umweltbedingungen korrelieren. Die fossilen Bioindikatoren Pollen und Non-Pollen Palynomorphs aus Sedimentkernen aus Feuchtarchiven bilden die entsprechenden Proxies. Außerdem sollen systematische Bohrcatenen im Auenbereich erforschen, ob grundlegende topographische und ökologische Unterschiede zwischen der heutigen und der bronzezeitlichen (Fluss-) Landschaft vorgelegen haben.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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