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Das Mittelpaläolithikum der Höhlenstationen der Schwäbischen Alb
Antragstellerin
Dr. Berrin Cep
Fachliche Zuordnung
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung
Förderung von 2007 bis 2015
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 45298474
Im Rahmen des geplanten Forschungsprojektes werden die Steinartefakte aus den mittelpaläolithischen Schichten ausgewählter Stationen des Lonetals untersucht, die bisher nur aus den Materialvorlagen der Erstpublikationen oder aus forschungsgeschichtlich frühen Arbeiten bekannt sind. Die Kenntnis über das Mittelpaläolithikum der Schwäbischen Alb basiert nahezu ausschließlich auf den Hinterlassenschaften aus Höhlenstationen. Der verhältnismäßig frühe Beginn des Jungpaläolithikums in dieser Region hat in den letzten Jahren eine Disskussion zur Rolle der Schwäbischen Alb bei der Ablösung der Neanderthaler durch den modernen Menschen entfacht. Die derzeit sicher datierten mittelpaläolithischen Fundschichten dieses Gebietes sind chronologisch in den Zeitraum des Übergangs vom Mittel- zum Jungpaläolithikum zu stellen. Die Inventare dieser Zeit zeichnen sich regional wie überregional durch eine hohe typologische Variabilität aus. Den Höhlenstationen wird im Allgemeinen innerhalb des Besiedlungssystems eine spezielle Funktion zugeschrieben. Eigene frühere Untersuchungen an den Silexartefakten der Blaubeurener Alb und Erkenntnisse aus den faunistischen Studien untermauern dies für die bisher untersuchten mittelpaläolithiischen Funde der Schwäbischen Alb. Aus diesem Grund ist von der Annahme auszugehen, dass die Ausprägung der Inventare in Abhängigkeit zur Nutzung der Station steht. Das Ziel des geplanten Forschungsprojektes ist daher die Charakterisierung des sogenannten „Höhlenmittelpaläolithikums der Schwäbischen Alb 1. als Basis für vergleichende regionale und überregionale fundstellenspezifische Untersuchungen, 2. als Grundlage für Untersuchungen zur Abgrenzung von Neandertalern und anatomisch modernen Menschen in Bezug auf Siedlungsverhalten, Subsistenzverhalten und hinsichtlich differenzierter Strategien in der Steingerätetechnoiogie, und 3. als mögliche Erklärung für die typologische Variabilität der Inventare. Die Untersuchungen werden mit Hilfe methodisch differenzierter Ansätze der Steinartefaktanalyse, die in den älteren Publikationen noch nicht vorgenommen wurden, erfolgen. Diese beinhalten in der Hauptsache Studien zur Rohmaterialökonomie (Beschaffung und Umformung), die Aufschluss über Subsistenzaktivitäten, Nutzung des Lebensraumes und Funktion von Stationen geben können. Daneben wird versucht, die angewendeten Strategien und Konzepte bei der Steingeräteherstellung, die der Beurteilung handwerklicher und kognitiver Leistungen dienen, zu identifizieren. Die wissenschaftliche Notwendigkeit des Forschungsvorhabens ist in Anbetracht der derzeitigen Forschungslücke, im Vergleich mit den schon durch eigene Vorarbeiten erzielten Erkenntnissen im Bereich der westlichen Schwäbischen Alb (Ach- und Blautal) und im Verhältnis zu den Faunenuntersuchungen sowie im Hinblick auf die unverhältnismäßig häufigeren Forschungen zum Jungpaläolithikum dieses Gebiets gegeben. Angesichts der aktuellen Diskussion zur Bedeutung der Schwäbischen Alb beim Übergang vom Neanderthaler zum anatomisch modernen Menschen ist die nähere Betrachtung auch des Mittelpaläolithikums dieses Gebietes längst überfällig.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen