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Die Evolution der Pesach-Haggada als selbstständiges Buch (13.–17. Jh.)

Fachliche Zuordnung Religionswissenschaft und Judaistik
Kunstgeschichte
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 453105875
 
Das Gebot in jedem Frühjahr das Pesah Fest in Erinnerung and die Befreiung Israels aus Ägypten zu begehen, ist biblisch (Exod. 12 und 13: 6–8): es soll ein Lamm geschlachtet und verzehrt werden; für sieben Tage darf nichts Gesäuertes genossen werden; und jeder Vater ist dazu verpflichtet, seinen Söhnen mitzuteilen "was Gott für mich tat, als er mich aus Ägypten befreite." Der letzte Punkt impliziert, dass das zu vollziehende Ritual ein betont didaktisches Element in sich trägt. Ein liturgischer Text entstand in der Spätantike, um dieses Ritual zu begleiten. Als "Haggadah" bezeichnet, wurde und wird dieser Text in familiärem Rahmen am Vorabend des Festes vorgetragen. Das beantragte Projekt wird die Evolution der Pesah-Haggadah als unabhängiges, eigenständiges, oftmals illustriertes Buch untersuchen und dabei in erster Linie die soziale und kulturelle Geschichte dieses Buchgenres beleuchten. Als ein Pflichtgebet wurde die Haggadah ursprünglich (wahrscheinlich seit dem 10. Jh.) in das allgemeine Gebetbuch (siddur) aufgenommen. Mitunter enthalten auch mahzorim, besondere Gebetbücher für Feiertage, den Haggadah-Text. Wenn man jedoch ein modernes Gebetbuch öffnet, so stellt man schnell fest, dass die Haggadah darin nicht enthalten ist. Das Projekt nähert sich der Frage der Evolution der Haggadah über einen materialen Zugang, betrachtet eigenständige Haggadot als Ritualobjekt und wird so die sozialen und kulturellen Prozesse beleuchten, die zur Abtrennung der Haggadah aus dem Gebetbuch und zur Entwicklung dieses neuen Buchtyps geführt haben müssen. Während die bisherige Forschung damit rechnete, dass die Haggadah (als Buch) plötzlich im 13. Jh. entstand und dann sofort allgemein üblich wurde, wird das beantragte Projekt aufzeigen, dass diese Entwicklung ungefähr 400 Jahre –vom 13. - 17. Jh. – andauerte. Die zu beleuchtenden sozialen und kulturellen Faktoren dieses Prozesses sollen in den unterschiedlichen jüdischen Gesellschaften im Vergleich untersucht werden (in Mitteleuropa, Italien, Iberien und im östlichen Mittelmeerraum).
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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